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Mercator-Programm : Entscheidungshilfen aus dem Hörsaal

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Nimmt auch am Programm teil: Die Frankfurter Goethe-Universität Bild: Hedwig, Victor

Das Mercator-Programm bringt Führungskräfte und Wissenschaftler in einen Dialog. Aber mit welchem Nutzen?

          2 Min.

          Komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungen. Das zeigen Herausforderungen wie der Klimawandel, die Ressourcenknappheit oder die demographische Entwicklung, wo politische Entscheidungen zunehmend auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse gefällt werden. Daran erinnerten im April auch Teilnehmer des „March for Science“, die forderten, dass Politiker Erkenntnisse der Wissenschaft nicht ignorieren sollten.

          Die Mercator-Stiftung hat sich dieses Themas schon früher angenommen. Im vergangenen Jahr startete sie gemeinsam mit der strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) das „Mercator Science-Policy Fellowship-Programm“, das mit Beginn des akademischen Jahres 2017/18 eine Neuauflage erfährt. Ziel des Projekts ist es, Führungskräfte etwa aus Politik und Verwaltung mit Wissenschaftlern der RMU-Universitäten zusammenzubringen. Dazu zählen die Frankfurter Goethe-Universität, die Technische Universität Darmstadt und die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

          Alexander Haridi gehört zu den 18 Pionieren, die als sogenannte „Fellows“ an der ersten Auflage des Programms teilnehmen. Der 49 Jahre alte Deutsch-Sudanese ist im Deutschen Akademischen Austauschdienst Referatsleiter für die Abteilung Marketing und Kommunikation, seit 2015 setzt er eine Informations- und Werbekampagne für das Auslandsstudium um. Hohe Erwartungen habe er im Voraus nicht an das Mercator-Programm gehabt, sagt Haridi. Schließlich sei das Ganze auch eine Art Experiment gewesen. „Ich hatte nur die Hoffnung, mit meinen Gesprächspartnern eine gemeinsame Ebene zu finden.“ Für insgesamt fünf Präsenztage wurden Haridi von den Organisatoren maßgeschneiderte „Stundenpläne“ vorgelegt. Die beinhalteten Gespräche mit bis zu vier Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, von germanistischer Computerphilologie bis zur Geschichte der Spätantike. Das Erstaunliche für Haridi: Mit nahezu jedem der Wissenschaftler habe er schon nach wenigen Minuten einen „gemeinsamen Nenner“ gefunden, sprich: „Themen, die von gemeinsamem Interesse sind.“

          „Zugewinn an Einsicht und Verständnis“

          Doch welchen Nutzen können etwa Gespräche mit Althistorikern oder Computerphilologen für jemanden haben, der einen Verwaltungsberuf ausübt? Alexander Haridi differenziert zwischen dem „konkreten Nutzen für die eigene Arbeit“ und dem „Zugewinn an Einsicht und Verständnis“. Dieser ließe sich zwar nicht direkt mit der Arbeit verknüpfen, helfe aber, auf bestimmte Probleme eine neue Perspektive zu entwickeln und sie besser zu verstehen.

          Als Beispiel nennt Haridi ein Treffen mit Constantin Rothkopf, der an der TU Darmstadt Professor für „Psychologie der Informationsverarbeitung“ ist. Dem Fach liegt der Gedanke zugrunde, dass psychologische Phänomene mit naturwissenschaftlichen Methoden, vor allem der Informatik, erklärt werden können. Umgedreht, so argumentieren Vertreter des Faches wie Rothkopf, wird in der Informatik psychologisches Wissen benötigt, um zu verstehen, wie Menschen Software nutzen.

          Das Verstehen solcher Zusammenhänge war dabei für Alexander Haridi nicht der einzige Gewinn, den er aus dem Gespräch mit Rothkopf zog. Aus dem Werdegang des Professors, der als Student nach Amerika ging und lange Zeit dort lebte, habe er auch viel über die Unterschiede zwischen deutscher und amerikanischer Wissenschaftskultur gelernt und verstanden, wie das deutsche System für Kreative attraktiver werden könne.

          Haridis Fazit fällt durchweg positiv aus, auch wenn sich der Erfolg des Programms nicht in Zahlen messen lasse. „Aber gerade deshalb ist der Pioniergeist der Mercator-Stiftung und der Universitäten bemerkenswert“, findet der DAAD-Mitarbeiter.

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