Eine kleine Anleitung : Richtig studieren – wie geht das?
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Gute Frage: Studenten begrüßen die Erstsemester an der Uni Koblenz. Bild: dpa
Was ist das Rezept fürs richtige Studieren? Alles eine Frage der Perspektive: Wir haben einen Professor, einen Psychologen und einige Studenten dazu befragt – und höchst unterschiedliche Antworten bekommen.
Wie studiert man richtig? Gibt es dieses „man“ überhaupt? Und was ist das: Studieren? Wird das Studium womöglich nur „als etwas empfunden, was sich unnötig zwischen Lebenserfahrung und Beruf schiebt“, als ein notwendiges Übel sozusagen auf dem Weg zum Big Business? Diese Klage höre er oft, schreibt der Bonner Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin in seinem jüngsten Buch „Wie man richtig studiert“. Wer hinter dem Titel einen Führer durch den Studiendschungel erwartet, wird enttäuscht sein: Handelt es sich hier doch eher um launige Glossen eines altgedienten Professors. Allerdings kann man als Student dann doch viel Nützliches aus der Lektüre ableiten: Man erfährt, wie ein Prof tickt.
Erwünscht sind demnach junge Menschen mit Neugier und der „Fähigkeit zum methodisch kontrollierten Zugang zur Welt“. Idealerweise haben sie letztere in der Schule erlernt. Doch genau daran hapere es heute bei vielen Studenten, beklagt Ladenthin. In Klausuren und Hausarbeiten täten sich Studenten schwer, fremde Theorien auch als fremde Theorien wiederzugeben. Der Autor macht dies an einem Beispiel deutlich: „Sie sagen nicht, Pestalozzi war der Auffassung, dass Bildung aus der Einheit von Kopf, Herz und Hand besteht; sondern sie sagen und schreiben: Bildung ist die Einheit von Kopf, Herz und Hand.“ Ladenthin schließt daraus, dass die jungen Leute an den Schulen nicht gelernt haben, Wissenschaft als methodischen Zugang zur Welt zu begreifen. Doch die Universität erwarte genau das, sie erwarte „methodisches Bewusstsein“.
Außerdem verlange die Hochschule Studenten, die wissen, worauf sie sich einlassen, und die sich für ihr Fach entschieden haben, weil sie einen Sinn darin sehen. Der Zuhörer einer Vorlesung müsse die Fähigkeit entwickeln, fremde Gedanken nachzudenken, die der eigenen Erfahrung oder dem Alltagswissen widersprechen. Eine gewisse „Frustrationstoleranz“ sei deshalb unabdingbar, die eigenen Bedürfnisse müssten eine Weile zurückgestellt werden können. In Seminaren gehe es nicht um physische Anwesenheit, sondern um intellektuelle Präsenz.
Viel Zeit fürs Lesen
Hauptbeschäftigung des Studiums, sagt Ladenthin, sei das Lesen, für das man viel Zeit brauche. Dass Lesen eine anstrengende Tätigkeit ist, die mit lustvollem Schmökern nichts zu tun hat, müssten viele Studenten erst noch lernen. „Im Gegenteil, man muss verlernen zu schmökern. Man muss systematisch lesen, nicht nach Lust und Laune.“ Lesen werde so „vom Zweck zum Mittel, von der Passion zur Profession“. Am Schluss streift der Lernforscher das Thema Prüfung: „Spätestens am Mittag vor dem Prüfungstag sollte man Bücher, Kopien und Exzerpte wegräumen und sich einen bewegungsaktiven Nachmittag und einen alkoholfreien Kinoabend gönnen. Man geht entspannter in die Prüfung, weil man Distanz zum Gelernten bekommen hat.“ Bei der Prüfung selbst seien „atmosphärische Störungen“ wie falsche Kleidung („Dritte-Welt-Pullover oder Rapper-Outfit“) oder unpassende Verabschiedungen („Das war wohl nichts!“ – „Tschüs denn!“) unbedingt zu vermeiden. Allerdings werde keine Prüfung dadurch entschieden. Es gehe Prüfern in erster Linie um „innerlich verarbeitete Argumente, kein auswendig gelerntes Buchwissen“.