Studium modulare : Bilanz nach 15 Jahren Bologna
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Bologna-Bilanz vieler Studenten nach zehn Jahren: Bundesweite Bildungsstreiks gegen Studiengebühren und die Bologna-Reform 2009. Bild: ddp
Bessere Vergleichbarkeit, mehr Mobilität, kürzere Studienzeiten: Als die EU-Mitgliedsstaaten die Bologna-Reform im Sommer 1999 beschlossen, waren das die erklärten Ziele. Was wurde daraus?
Im Sommer 1999 beschlossen die EU-Mitgliedstaaten die Bologna-Reform. Eine erhöhte Vergleichbarkeit der Abschlüsse, steigende Mobilität der Studenten in der EU und kürzere Studienzeiten waren die erklärten Ziele. Eine kurze Bilanz.
Mobilität
Die Erwartung war, dass nach Bologna jeder zweite Student einen Teil seines Studiums im Ausland verbringen werde. Das Ziel wurde nicht erreicht. Laut dem Austauschdienst DAAD wirkte sich die Bologna-Reform kaum auf die Auslandsmobilität aus. Derzeit geht jeder dritte Bachelor-Student ins Ausland. Nach kurzem Anstieg um die Jahrtausendwende stagniert der Anteil. Die Hochschulrektorenkonferenz fordert nun fest in die Studienpläne integrierte Pflicht-Auslandsaufenthalte.
Studiendauer
Die durchschnittliche Studienzeit verkürzte sich von 13,4 Semester (Diplomstudiengänge, 1998) auf 10,8 Semester (2012, Master) oder 7 Semester (Bachelor).
Verschulung
Die Kritik, Bologna habe das Studium verschult und intrinsisches Lernen durch vollgepackte, modulare Lehrpläne von den Universitäten verbannt, reißt nicht ab. Der Bologna-Absolvent habe einen Kopf, aber keine Seele, heißt es weiter. Wenn Bildung in Verbindung mit der Reifung der Persönlichkeit verstanden werden solle, sei der permanente Stress durch Präsenzstunden und Prüfungen nicht hilfreich.
Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, schrieb: „In dem Maße, in dem akademische Lehre in der Bologna-Folge nicht mehr als forschendes Lernen konzipiert wird, sondern als berufliche Vermittlung von Wissen und Kompetenzen, droht hochschulische Forschung, vor allem in den Naturwissenschaften, wo es um teure Großforschung geht, aus den Hochschulen entfernt zu werden. Also bleibt nur List oder Subversion.“ Kluge Hochschulen befänden sich „im Widerstandsfall“, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden.
Bachelor als Regelabschluss
Die Hochschulen hatten von 1999 bis 2009 Zeit, das Studium auf die duale Struktur mit Bachelor und Master umzustellen. Die meisten setzten die Forderung nach 2006 um, bis jetzt sind knapp 90 Prozent der Studiengänge umgestellt. Im Nationalen Bildungsbericht steht, man wisse wenig über die Akzeptanz des Bachelorabschlusses am Arbeitsmarkt. Allensbach fragte Studenten. Demnach halten nur 23 Prozent den Bachelor für berufsqualifizierend.
Zukunft der Akademisierung
Die Zahl der Studenten wuchs von 1,8 Millionen (1999) auf 2,5 Millionen (2013) um mehr als ein Drittel. Es mehren sich kritische Stimmen, ob der Ausbau so weitergehen soll. Zweifel gibt es aus dem akademischen Apparat selbst. Holger Burckhart, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, sagte den VDI Nachrichten: „Wir sind auf einem Level angekommen, auf dem wir uns fragen müssen: Sollen noch mehr Menschen in dieses Hochschulsystem?“ Die Hochschulen seien übervoll, Bologna setze auf den Studierendenzahlen von 2002 auf. Deshalb sei es ein Sparmodell.