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Bundeswehr : Soldaten für den Cyber-Krieg

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Das Abzeichen des neu geschaffenen Bundeswehr-Kommandos „Cyber- und Informationsraum“, das Angriffe aus dem Internet abwehren soll. Bild: dpa

Die Bundeswehr sucht Tausende IT-Spezialisten, um sich gegen feindliche Angriffe aus dem Internet zu wehren. Doch den Wettbewerb gegen Google & Co. kann sie nicht gewinnen.

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          Wie ziehst du eine Firewall um ein Feldlager? Mit diesen und anderen locker-flockigen Sprüchen auf riesigen Plakaten auf Bahnhöfen und anderen prominenten Werbeplätzen wirbt die Bundeswehr mit einer hippen Charmeoffensive um junge Leute. Selbst vor Pizza-Kartons macht sie nicht halt, dort stößt man etwa auf Werbung für die eigene Youtube-Serie „Die Rekruten“, in der Neulinge im Wehrdienst begleitet werden – immerhin haben einige Folgen mehr als eine Million Zuschauer. Ob sie danach alle Lust auf Wehrdienst haben, bleibt allerdings eine offene Frage.

          Fest steht: Die Truppe braucht neue Gesichter. Seit dem Ende des Kalten Krieges wurde die Zahl der Soldaten immer mehr zurückgefahren – aktuell sind es gut 178 000, in den 80er Jahren waren es noch eine halbe Million. Nun sind vor allem die technisch und digital versierten Leute gefragt. Neben konventionellen Bedrohungen sorgen immer mehr Cyber-Attacken für Gefahr. Anstatt vor der realen Haustür steht der Feind nun im Internet zum Angriff bereit.

          Wehrpflicht 2011 ausgesetzt

          Viele junge Leute haben jedoch erst mal andere Arbeitgeber im Blick als die Bundeswehr. Und das hat mehrere Gründe. Unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg begann vor rund sieben Jahren ein radikaler Umbau – laut Kritikern ein regelrechtes Kaputtsparen, die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Damit hat sich Deutschland in gute Gesellschaft begeben, die allermeisten EU- und Nato-Länder zwingen die jungen Leute nicht mehr zum Dienst in der Armee.

          Diese Entscheidung ist für viele Ökonomen eine gute Sache: Es ist ineffizient, Menschen zu einer Arbeit zu zwingen, die ihnen nicht liegt – und sie teuer für eine kurze Zeit anzulernen. Einem Philosophen den Umgang mit der Waffe beizubringen und ihn auf Wache zu schicken ist nicht im Sinne der Beteiligten. Den Staat kostet es Geld. Dem Gezwungenen entgeht Zeit für eine wunschgemäße Ausbildung oder die Möglichkeit, sein eigentliches Talent zu einem marktgerechten Preis anzubieten. Schon Adam Smith hat eine Berufsarmee für effizienter gehalten.

          Allerdings, so argumentieren andere, geht damit auch eine Chance verloren: während der Ausbildung diejenigen auf den Geschmack zu bringen, die vielleicht vorher die Bundeswehr als Arbeitgeber gar nicht in Betracht gezogen hatten.

          Bundeswehr als Arbeitgeber

          Das muss die Bundeswehr nun anders lösen. Der Verzicht auf die Wehrpflicht zwingt sie dazu, ihre Strukturen anzupassen. Das dauert in einem so großen Apparat. Der Verteidigungshaushalt liegt dieses Jahr bei rund 37 Milliarden Euro, knapp ein Drittel sind Personalkosten. Vor allem muss die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber werden, denn auf dem Markt tritt sie gegen Unternehmen wie Google oder Daimler an. Das ist umso härter, als die Wirtschaft in Deutschland derzeit gut läuft. Der demographische Wandel sorgt zusätzlich dafür, dass sich das Angebot an passenden Arbeitskräften verknappt. Die natürliche Quelle, um Nachwuchs zu rekrutieren, ist für die Bundeswehr mit der Aussetzung des Wehrdienstes erst einmal versiegt. Es gilt also: Wenn sich nicht freiwillig genügend Qualifizierte zum Dienst melden, dann müssen bessere Anreize her.

          Das hat die Bundeswehr allerdings erst einmal verschlafen. „Bei der Aussetzung der Wehrpflicht gab es kein neues Rekrutierungskonzept, damals wurde nur abgebaut und gespart“, sagt Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Bundestages. Es ist nicht so, als wäre seitdem gar nichts passiert. Ministerin Ursula von der Leyen hat, nachdem sie Ende 2013 ins Amt kam, Reformen angestoßen. Flexible Arbeitszeiten und Kitas haben Einzug in den Bundeswehralltag gehalten.

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