Wird sie jetzt wieder hysterisch?
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Das Verdrängen von Emotionen ist dauerhaft nicht die richtige Lösung. Bild: Jan Bazing
Wut ist wichtig. Im Beruf warnt sie uns vor Missständen. Allerdings: Männer können es sich leisten, ihre Wut zu zeigen. Frauen nicht.
Anja Huber spürt, wie die Hitze in ihr hochsteigt. Es ist kurz vor Weihnachten, und sie berät mit zwei Kollegen und ihrem Chef, wie sie Aufgaben unter den Mitarbeitern neu verteilen können. Genau wie die anwesenden Kollegen leitet Huber eine Abteilung in einem großen deutschen Unternehmen. Alle drei betrifft die Umstrukturierung, alle drei stehen zeitlich unter Druck. Zu Huber sagt der Chef: „Schau, wie du es hinkriegst. Du trägst die Verantwortung.“ Zu den Kollegen sagt er das nicht. Huber wird wütend, aber innerlich kämpft sie gegen dieses Gefühl an: „Dass eine Frau wütend wird, ist unerwünscht. Da giltst du als unprofessionell, als nicht mehr lösungsorientiert.“
Obwohl Unternehmen heutzutage Seminare zu Achtsamkeit anbieten und Führungskräfte oft von sich behaupten, die Angestellten „ganzheitlich“ zu betrachten, sind negative Gefühle im Büro nicht gern gesehen. Vor allem Frauen, die Wut äußern, werden oft belächelt oder als hysterisch abgestempelt. Damit tut sich nicht nur Anja Huber schwer. Viele Frauen haben nicht gelernt, mit ihrer Wut umzugehen.
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