Zwischen Hitzewallung und Heulkrampf
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Bild: Getty
Häufig schlagen die Wechseljahre zu, wenn es Frauen in ihrer Karriere am wenigsten gebrauchen können. Und dann ist das Thema auch noch so furchtbar unangenehm!
Sie sitzt im Büro und heult. Ständig diese Hitzewallungen, die Achseln durchgeschwitzt und die Haare klitschnass – und das in Meetings mit wichtigen Leuten. Sie schläft schlecht, kann sich nicht konzentrieren und fühlt sich antriebslos. Ihre Kolleginnen reagieren mitfühlend, der Chefin ist es peinlich. „Sie hat offenbar keine Lust, sich mit einer greinenden Mitarbeiterin auseinanderzusetzen“, sagt Ulrike, 44 Jahre alt, Betriebswirtin und Assistentin der Geschäftsleitung in einer kleinen Unternehmensberatung. Sie ist mitten in den Wechseljahren, es hat früh begonnen. Im Schnitt sind Frauen 51–52 Jahre alt, wenn sie zum letzten Mal ihre Regel haben. Eine von 100 Frauen ist aber jünger als 40 und eine von 1000 gar jünger als 30. Die Übergangsphase, also die Jahre davor und danach, nennt sich Klimakterium, auf Deutsch: Wechseljahre.
In Deutschland arbeiten immer mehr Frauen, und vor allem immer mehr der älteren Jahrgänge: Mehr als 83 von 100 Frauen zwischen 45 und 55 Jahren sind heute erwerbstätig, von 100 Frauen zwischen 55 und 60 Jahren arbeiten knapp 78. Damit holen die Frauen fast die Männer ein, und oftmals sind die späten Berufsjahre prädestiniert, um noch mal so richtig Karriere zu machen: Die Kinder sind aus dem Haus, die Unabhängigkeit steigt. Doch diese Altersspanne ist leider auch genau die Zeit, in der Wechseljahresbeschwerden auftreten. Bis zu 8 von 10 Frauen leiden unter Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen, manche können deshalb nicht mehr schlafen. Die Gelenke schmerzen, das Herz rast oder klopft. Im Schnitt dauern die Beschwerden 7,4 Jahre, davon 4,5 nach der Menopause. Und trotzdem wird das Thema in der Berufswelt gern gemieden. „Ich komme mir vor, als würde ich von 0 auf 100 im dritten Saunagang sein. Das ist so peinlich“, sagt Sibylle. Sie ist 54 und arbeitet als Physiotherapeutin mit Patienten und als Ausbilderin in einer Physiotherapie-Schule. Die Patienten würden gelassen reagieren, erzählt sie. „Aber im Unterricht schauen mich Schüler komisch an, vor allem die jüngeren Frauen. Ich fühle mich, als gehörte ich nun zum alten Eisen.“
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