Überraschendes Studienergebnis : Minijobber sind engagierte Ehrenamtler
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Freiwillig Suppe ausgeben, Brände löschen oder mit Jugendlichen Sport trainieren: Ehrenamtler arbeiten für die gute Sache - und öfter als gedacht hauptamtlich in einem Minijob. Bild: dpa
Eine empirische Studie aus Rostock fördert überraschende Ergebnisse zutage: Minijobber entsprechen durchaus nicht dem Klischee des sozial schwachen Zeitgenossen, der fürs Ehrenamt weder Zeit, noch Muße hat.
Selbstständige und Minijobber sind meistens Geringverdiener, sozial schlechter gestellt und haben weder Zeit noch Muße, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. So jedenfalls lautet das gängige Vorurteil. Stimmt so nicht, besagt jetzt das überraschende Ergebnis einer empirischen Studie der Universität Rostock.
Die Quintessenz: Häufig handelt es sich bei Minijobbern keinesfalls um arme Leute, und: Sie sind überdurchschnittlich stark im Ehrenamt engagiert. Arbeitslose zeigten der Untersuchung zufolge das schwächste ehrenamtliche Engagement, wie das Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni am Freitag berichtete. Auch Menschen mit niedrigem Einkommen engagierten sich seltener.
Studenten hatten Ende November rund 1200 Menschen in 28 Städten und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns auf der Straße zu ihrem ehrenamtlichen Engagement befragt. Das Ergebnis: Je höher die Bildung und das Haushaltseinkommen, desto größer ist die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement.
Es sei dabei kein Widerspruch, dass Minijobber zu den aktivsten Ehrenamtlern gehörten, glauben die Rostocker Volkswirte, da Minijobs offensichtlich stark als Hinzuverdienst von sozial Bessergestellten genutzt würden. Unter den Befragten seien viele Minijobber gewesen, die bereits selbst ein höheres Vermögen besitzen oder die einen Hauptverdiener mit gutem Einkommen an ihrer Seite haben.
Nur eingeschränkt auf andere Bundesländer übertragbar
Die Studie ist aufgrund der breiten Datenbasis für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern repräsentativ. Allerdings könnten die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf alle deutschen Bundesländer übertragen werden, sagte die Leiterin der Untersuchung, Kathrin Johansen der F.A.Z. Grund dafür sei, dass sich Mecklenburg-Vorpommerns Bevölkerung durch bestimmte soziodemographische Besonderheiten auszeichne.
Die Juniorprofessorin nannte etwa eine stark alternde Bevölkerung und eine hohe Abwanderungsneigung. Auch sei der Anteil der ehrenamtlich engagierten Bürger in dem Land insgesamt vergleichsweise niedrig. „Ich würde jedoch annehmen, dass in anderen Teilen Deutschlands, in denen ähnliche soziodemographische Gegebenheiten herrschen, auch die Ergebnisse ähnlich ausfallen würden“, sagte Johansen weiter.
Der Untersuchung zufolge engagieren sich 27,7 Prozent der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns ehrenamtlich, Frauen dabei etwas stärker als Männer. Die Mehrheit sei im Ehrenamt 3,5 Stunden pro Woche aktiv. Als Haupthinderungsgründe für ein Ehrenamt wurden lange Wege und der Zeitaufwand genannt (jeweils 38 Prozent). Jeder Vierte habe die eigene finanzielle Situation als Haupthinderungsgrund angegeben.