Studie zu Arbeit und Gesundheit : Multitasking liefert schlechte Arbeitsergebnisse
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Alles gleichzeitig? Geht gar nicht, glauben Arbeitsexperten. Bild: dapd
Wer versucht, zwei Arbeiten gleichzeitig auszuführen, wird keine guten Ergebnisse erzielen. Das berichtet der Psychiater Florian Holsboer, der gerade für bayerische Arbeitgeber in einer Studie die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern untersucht.
Gehetzte Arbeitnehmer klagen möglicherweise mit Grund, wenn sie mehrere Aufgaben auf einmal erledigen müssen: Multitasking ist nach Einschätzung des Psychiaters Florian Holsboer ein Ding der Unmöglichkeit. „Sie können nicht zwei Arbeiten, die hohe Konzentration erfordern, gleichzeitig durchführen und eine hohe Ergebnisqualität erzielen“, sagte Holsboer am Dienstag in München. Manche Arbeitnehmer seien sogar stolz, zwei Dinge gleichzeitig erledigen zu können. „Dabei funktioniert das nicht.“
Holsboer ist Direktor der klinischen Forschung am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Das Institut erarbeitet für die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber eine Studie zum Thema „Arbeit und psychische Gesundheit“ – und hat im Zuge dessen auch das Thema Multitaskingfähigkeit untersucht. Allerdings: Einen direkten Zusammenhang von Multitasking und psychischen Erkrankungen haben die Wissenschaftler bislang nicht nachgewiesen.
Arbeitsleben ist nicht belastender als früher
Nach Angaben des Experten ist insgesamt nicht nachgewiesen, dass das heutige Arbeitsleben belastender ist als früher: „Es gibt keine Belege, dass psychische Erkrankungen zunehmen, zumindest in den letzten 30 Jahren.“ Zwar werden seit einigen Jahren mehr Arbeitnehmer als früher wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben. Aber das liegt nach Holsboers Einschätzung eher daran, dass eine psychische Erkrankung kein Tabuthema mehr ist.
Gleichwohl: „Eine Vielzahl von Arbeitsbedingungen steht mit psychischen Erkrankungen in Zusammenhang“, sagte Holsboers Mitarbeiterin Petra Zimmermann. Eine große Rolle spiele dabei die Persönlichkeit: Es gebe Menschen, die das Arbeitsleben von vornherein als große Belastung empfänden, sagte Holsboer. „Diese Grundeinstellung ist katastrophal.“
Die Ergebnisse der Studie sollen bis Jahresende vorliegen. Die Auftraggeber in der Metall- und Elektroindustrie wollen die Prävention verbessern und bieten Weiterbildung und Beratung für Mitarbeiter und Führungskräfte an. „Allein den bayerischen Arbeitgebern entstehen jährlich Kosten von 320 Millionen Euro durch Lohnfortzahlung“, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Deutschlandweit sind es rund zwei Milliarden.“