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Start-up-Gründerinnen : Auf acht Männer kommen nicht mal zwei Frauen

Vor Gericht unterlegen: Janina Mütze, Mitgründerin der Firma Civey Bild: dpa

Frauen als Gründerinnen sind noch immer die Ausnahme. Warum bloß? Eine Spurensuche unter Pionierinnen, die es geschafft haben.

  • Aktualisiert am
          5 Min.

          Auf ihrem Weg nach oben hat die 29 Jahre alte Janina Mütze ausgiebig trainiert, Widerstände wegzuräumen. „Bei Kundenbesuchen hatte ich einen Praktikanten dabei“, erinnert sich Mütze an die Frühphase ihres Unternehmens Civey. „Meine Gesprächspartner haben mich anfangs nicht voll ernst genommen und dachten, er sei der Chef, nicht ich.“ Mütze hat das Start-up für Meinungsumfragen 2015 mitgegründet. Wer sie heute besucht, trifft eine digitale Wegbereiterin. Und eine Chefin, die nach Ursachen sucht, warum nicht mehr Frauen ähnliche Laufbahnen einschlagen.

          „Für mich war die Gründung die glücklichste Entscheidung, die ich je getroffen habe.“ Janina Mütze sitzt auf einem blauen Loungesofa, um sie herum in den Büros in Berlin-Kreuzberg tüfteln junge Typen an Rechnern. Civey mischt mit onlinebasierten Methoden die Marktforschung auf.

          Der Erfolg hat zwar auch Kritiker auf den Plan gerufen, darunter manche Platzhirsche. Diese bezweifeln, dass Civeys Umfrageergebnisse repräsentativ sind. Doch Janina Mütze hält energisch dagegen. Sich durchzusetzen hat sie gelernt. „Dabei hat mir geholfen, Artikel über erfolgreiche Frauen zu lesen. Auch über Angela Merkel, über ihren Führungshabitus in einer männerdominierten Welt.“

          Die Gründerszene soll weiblicher werden

          Inzwischen ist sie selbst Vorbild, Rolemodel, wie gerne englisch formuliert wird. Im Bundesverband Deutscher Start-ups macht sie sich dafür stark, dass die Gründerszene weiblicher wird. Im Frühjahr stellte sie die Studie „Female Founders Monitor“ mit zusammen.

          Der Bericht liefert eine Bestandsaufnahme über Frauen in dem Sektor. Viele sind es nicht: Der Anteil der Start-up-Gründerinnen liegt danach bei etwas über 15 Prozent. Tendenz minimal steigend.

          In den Aufsichtsräten, sprich den Kontrollgremien, der großen börsennotierten Unternehmen mischen immerhin mehr als 30 Prozent Frauen mit. Die Vorstände hinken weit hinterher: Die Macht in den Börsenunternehmen liegt nach Studien – etwa der Allbright-Stiftung – zu rund 90 Prozent bei Männern.

          Dabei hätten die Pionierinnen es selbst in der Hand: Wenn sie Unternehmen erfinden, läge es an ihnen, eine Umgebung zu schaffen, in der Frauen gerne arbeiten. Warum ergreifen trotzdem so wenige diese Chance? Oder ist, wie manche vermuten, die Start-up-Welt noch abschreckender für die weibliche Hälfte der Gesellschaft als ein normales Angestelltendasein?

          Spaß an Selbstbestimmung

          Janina Mütze weiß, dass die Sache komplex ist. Überall existieren Hürden: bei der Schulbildung, die Jungs und Mädchen unterschiedlich motiviert, bei Arbeitszeitmodellen – bei den Frauen selbst. Frauen seien häufig risikoscheu, sagt sie.

          Dennoch: Sie spricht fasziniert von der Macht zur Gestaltung. „Im digitalen Umbruch werden ganz viele Regeln neu geschrieben. Das sind Regeln, die wir selbst schreiben können.“ Per Definition sind Start-ups innovativ, häufig digital unterwegs und auf schnellem Expansionskurs. Das unterscheidet sie von anderen Gründungen wie kleinen Läden, Kosmetikstudios und Arztpraxen.

          Und Glück im Job? Sie hat Spaß an Selbstbestimmung und der „steilen Lernkurve“: „Ich bin nicht in irgendeinem Korsett oder in einer Organisation, wo ich die Idee erstmal durchsetzen muss.“

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