Smog in Asien : Versetzung nach China? Nein, danke!
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Nicht ohne meine Maske: In asiatischen Metropolen gehört Atemschutz zum Arbeitsweg dazu. Bild: Imago
Asien erstickt im Smog. Wer beruflich in China oder Indien zu tun hat, sollte seine Gesundheit schützen. Oft lässt sich aus der dicken Luft aber sogar Kapital schlagen.
Den Wetterbericht hat er sich nur zu Beginn seiner Zeit in Peking angeschaut, erzählt ein deutscher Diplomat. Schnell habe er gemerkt, dass es völlig unerheblich ist, ob auf der Karte die Sonne angezeigt wird oder nicht. „Man sieht sie sowieso nicht am Himmel.“ Dagegen gewann eine App für das Smartphone an Bedeutung, die eigentlich für Segler gemacht ist. Denn sie zeigt an, wie stark der Wind weht und vor allem, aus welcher Richtung er kommt. Weht ein ordentliches Lüftchen aus Richtung Norden, strömt Luft aus der mongolischen Steppe heran. Die transportiert zwar auch den typischen gelben Sand an, was nicht immer angenehm ist. Dennoch ist die Luft geradezu sauber, verglichen mit der Lage bei Südwind: Dann ist die gesamte Ostküste fest im Griff der heimischen Industrie mitsamt ihrem gigantischen Emissionsausstoß. Ausflüge und Hobbys „an der frischen Luft“ sind dann passé. An „viele Wochenenden in der eigenen Wohnung“ erinnert sich der Diplomat, der vor allem wegen der hohen Schadstoffbelastung der Luft seine Zelte in Fernost früher abgebrochen hat und der sich jetzt freut, mitten in Berlin „endlich wieder frei durchatmen“ zu können.

Verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung.

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.
Die hohe Luftverschmutzung ist für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde längst zum Standortnachteil geworden. Besonders schlimm sind die Winter, wenn die Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen und Unmengen an Schmutzpartikeln in die Luft blasen. Es trifft eine Region der Erde, die für deutsche Unternehmen enorm wichtig geworden ist. Waren es unmittelbar nach der marktwirtschaftlichen Öffnung Chinas vor allem Konzerne, die das neue Terrain im Reich der Mitte erschlossen, nennt heute nahezu jeder ambitionierte Mittelständler zumindest eine Vertriebsniederlassung dort sein eigen.
Headhunter werben gerne damit, dass ein paar Jahre als Expatriat in China nach der Rückkehr als sicherer Karriereturbo taugen. Doch auch erfolgsorientierte Jung-Manager stellen sich immer öfter die Frage: Lohnt sich das angesichts steigender gesundheitlicher Risiken überhaupt? Oder tut es auch die Auslandserfahrung in einem anderen Land, in dem es sich problemloser durchatmen lässt? Zu hören ist, dass deutsche Unternehmen zunehmend Probleme haben, ihre freien Stellen in China zu besetzen, auch wenn das kaum jemand offen einräumt. Denn oft müssen sie heute schon Risikoprämien für das Reich der Mitte drauflegen. So wie der bekannte deutsche Autohersteller, der einer Nachwuchskraft einen deutlichen Aufschlag zahlte, damit sie nicht wie ursprünglich geplant ins Werk nach Südafrika wechselte, sondern in die Fertigungsstätte nach China - sehr zur Freude des dortigen Werkleiters, nachdem die Führungsposition mangels Interessenten monatelang nicht besetzt werden konnte.
Dienstreise ins Ungewisse
Auch beim schwäbischen Maschinenbauer Festo kann es schon mal vorkommen, dass Mitarbeiter auf eine Versetzung nach China verzichten oder - wenn sie schon dort sind - ihre Familien nach Deutschland zurückschicken, um ihnen die schwierigen Wetterbedingungen dort zu ersparen. „Mit solchen Anfragen müssen wir uns hin und wieder beschäftigen“, sagt Heinrich Frontzek, Leiter der Unternehmenskommunikation. „Aber alles in allem haben wir noch Glück.“ Denn einerseits hat der Pneumatik-Spezialist aus Esslingen zwar allein in China rund 2000 Beschäftigte und sein Hauptquartier sowie eines von zwei Werken in Schanghai - einer Stadt also, die immer wieder mal im Smog versinkt. Andererseits: „Wir haben nur wenige deutsche Mitarbeiter vor Ort, die meisten sind Chinesen.“ Und die seien erfahrungsgemäß standorttreu. Schlechte Luft hin oder her.