Auf hoher See sind Frauen noch rar
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Hafenblick: Ein Frau schaut über die Elbe auf Schiffe in Hamburg. Bild: dpa
Seeleute sind fast immer männlich, fast überall. Ausgerechnet Deutschland schneidet beim Frauenanteil auf See gar nicht so schlecht ab.
Mal wird der Tag des Buches ausgerufen, mal der Tag gegen Homophobie. An diesem 18. Mai ist Tag der Frauen in der Seeschifffahrt – und zwar zum allerersten Mal. So hat es die IMO, die International Maritime Organization, eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, im vorigen Jahr beschlossen. Und so wird nun die Rolle der Frau auf hoher See ins Visier genommen. Der Tag soll Bemühungen verstärken, das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der Schifffahrt zu verringern, so lautet die offizielle Begründung.
Ungleichgewicht hört sich beinahe schon harmlos an, wenn man auf die Zahlen schaut. Nur 1,2 Prozent der international 1,9 Millionen Seeleute sind weiblich. So ist es im BIMCO/ICS Seafarer Workforce Report nachzulesen. Und das ist schon eine Steigerung um 45 Prozent gegenüber dem Bericht aus dem Jahr 2015.
„Frauen können alles, was auch Männer können“
Verglichen damit, ist man in Deutschland dem Rest der Welt weit voraus. Rund 400 Frauen arbeiten an Bord der deutschen Handelsflotte. Das entspricht immerhin rund 6 Prozent der aktuell 6900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich. Hierzulande gibt es auch längst organisierte Seefrauen, und schon im Jahr 1981 fand die erste Konferenz mit dem Titel „Ladies in Shipping“ in Hamburg statt.
Dass die Frau auf hoher See plötzlich ins Blickfeld rückt, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Schifffahrt ein Nachwuchsproblem hat. Die Branche sieht daher in jungen Frauen auch eine potentielle Zielgruppe, um für neue Arbeitskräfte auf See zu werben. „Ich bin zutiefst überzeugt: Frauen können alles, was auch Männer können – das schließt technische Berufe natürlich mit ein“, lautet ein Satz aus der Festrede zu diesem ersten Tag der Frauen in der Seeschifffahrt.
An Sonntagsrede muss man dabei nicht denken, eher an Überzeugung, denn die Rednerin weiß, wovon sie spricht. Es ist Gaby Bornheim. Sie ist selbst Chefin einer großen deutschen Reederei, und seit Dezember amtiert sie als Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder (VDR) – als erste Frau in der 115 Jahre langen Geschichte des Branchenverbands. Ausdrücklich dankt Bornheim allen Frauen, die jetzt schon als Teil einer Schiffscrew Dienst leisten: „Sie sind Wegbereiter. Ihnen gilt mein großer Respekt.“