Gründerin Sarna Röser : „Im Tatort ist der Mörder am häufigsten ein Unternehmer“
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Sarna Röser Bild: Patrick Junker
Sarna Röser kommt aus einem klassischen schwäbischen Familienbetrieb. Als Vorsitzende des Verbands junger Unternehmer geht sie eigene und neue Wege – und verschafft ihrer Klientel Gehör.
Gründerin, Aufsichtsratsmitglied, Beirätin und Stimme der jungen Unternehmer: Die 34 Jahre alte Sarna Röser hat viele Hüte auf. Am meisten nimmt sie gerade ihr Posten als Bundesvorsitzende beim Verband der Jungen Unternehmer mit Sitz in Berlin in Beschlag. Es ist ein Amt an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik, bei dem es darum geht, die Interessen der Klientel zu wahren und das aus ihrer Sicht schlechte Image ihres Standes aufzupolieren. „In Deutschland haben wir ein negatives Unternehmerbild. Im Tatort ist der Mörder am häufigsten ein Unternehmer“, klagt die Schwäbin.
Röser ist seit 2018 Bundesvorsitzende des Verbandes. Dieser sieht sich als eine branchenübergreifende Interessenvertretung in Deutschland für Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre. Mitglied kann nicht jeder werden. Das entsprechende Unternehmen muss mindestens zehn Mitarbeiter beschäftigen oder eine Million Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Stimme der Unternehmer sieht deutliche Unterschiede zwischen ihrer Branche und dem Politikbetrieb. „Die Mühlen in der Politik mahlen langsam. Es braucht länger für Entscheidungen als in Unternehmen. Mir geht es eindeutig zu langsam“, sagt sie und setzt noch gleich eins obendrauf: „Unternehmer haben eine Vision, die umgesetzt wird. Und das fehlt in der Politik.“ Die 34-Jährige redet Klartext und will die Pläne der neuen Ampelkoalition in Berlin kritisch begleiten.
„Parteipolitisch bin ich ungebunden“
Vor allem beim Thema Rente sieht sie Bedarf, nachzusteuern. „Das Thema Rente muss die neue Bundesregierung angehen. Wir können nicht nur Steuergelder verteilen, ohne den demographischen Wandel im Blick zu behalten. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Steuergelder zuvor erwirtschaftet werden müssen.“ Bei der Zukunft der Altersversorgung bleibe die neue Bundesregierung eine Antwort schuldig. „Die geplante Aktienrente ist aber ein guter Einstieg, um Reformen anzustoßen“, sagt sie und moniert zugleich, dass in der Vergangenheit bei dem ein oder anderen Thema oft nur Versprechungen gemacht worden sind und es nur zur zögerlichen Umsetzung kam. Beispiel Digitalisierung: „Wir brauchen ein digitales Wirtschaftswunder. Wir müssen das Land auf den aktuellen Stand bringen.“
Sarna Röser ist im eigenen Familienbetrieb in Mundelsheim am Neckar unweit von Stuttgart aufgewachsen. Ihr Vater und dessen Bruder leiten die Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Sohn GmbH, einen Betrieb mit 50 Mitarbeitern in dritter Generation. Ihr Vater hatte seine älteste Tochter schon seit Längerem in die Führung des Unternehmens mit eingebunden. „Als designierte Nachfolgerin habe ich von meinen Eltern schon früh Verantwortungsbewusstsein vermittelt bekommen.“ Zudem arbeitet sie in der Geschäftsführung der zur Röser-Unternehmensgruppe gehörenden Röser FAM . Das ist ein Personalberatungsunternehmen, welches für Firmen Personalstrategien und Konzepte zur unternehmerischen Verantwortung sowie zur Rückkehr von älteren, schon ausgeschiedenen Mitarbeitern für einzelne Projekte entwickelt.