Corona und die Arbeit : Produktiv zu Hause
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Die Aussagen zum Thema „Homeoffice für immer“ sind in verschiedenen Studien zum Teil diametral entgegengesetzt. Bild: dpa
Eine Studie der TU Darmstadt soll erfassen, wie Beschäftigte die Krise verkraften. Homeoffice kommt offenbar gut an. Doch viele blicken besorgt in die Zukunft.
Wie erleben Beschäftigte die Coronakrise? Was treibt sie grundsätzlich um und wie gut funktioniert die Arbeit im Homeoffice? Eine Langzeitstudie der TU Darmstadt, in der seit Ende März wöchentlich die Teilnehmer befragt werden, soll die Entwicklungen nachvollziehen. Nun liegen erste Zwischenergebnisse aus den Angaben von 414 deutschen Büroarbeitern und 556 aus Amerika vor. Sorgen bereiten allen Befragten vor allem die Lage der Wirtschaft, die Gesundheit anderer sowie eine mögliche zweite Infektionswelle. Grundsätzlich sind Sorgen unter den Amerikanern größer, gerade auch mit Blick auf die eigene Gesundheit oder eine mögliche politische Instabilität.
Die Arbeit von zu Hause kommt derweil gut an. Mehr als jeder zweite deutsche Befragte gibt an, im Homeoffice zufriedener und auch entspannter als im Büro zu sein. Nach der Krise ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten kann sich der Befragung zufolge ebenfalls mehr als die Hälfte vorstellen. Allerdings schießen zu dieser Frage derzeit Studien wie Pilze aus dem Boden – die Aussagen zum Thema „Homeoffice für immer“ sind dabei zum Teil diametral entgegengesetzt.
Die Produktivität leidet jedenfalls erheblich unter den Einschränkungen durch die Pandemie. Die Arbeit aus dem Homeoffice ist laut den Befragten in beiden Ländern dabei allerdings im Moment die beste Lösung. Jeweils rund 70 Prozent der üblichen Produktivität erreichten sie demnach von zu Hause aus. Zwischenlösungen, etwa für ein oder zwei Tage je Woche ins Büro zu gehen, sind demnach die schlechtere Variante.
„Unklare Vorgaben im Unternehmen, Hygieneregelungen und der permanente Wechsel im Büro hemmen die Mitarbeiter“, sagt Ruth Stock-Homburg, Professorin für Marketing und Personalmanagement und Leiterin der Studie.
Besorgniserregende Anzeichen unter Selbständigen
Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt auf den psychischen Auswirkungen der Krise, insbesondere auf den Gefahren eines sogenannten Boreouts. Darunter versteht Stock-Homburg Langeweile bei der Arbeit und die daraus entstehende Frustration, nicht gefordert zu sein, sowie eine „Entwicklungs- und Sinnkrise“. Hinzu kommt die Unsicherheit über die berufliche Zukunft, mit der in Folge der Pandemie den Angaben zufolge aktuell fast jeder Dritte zu kämpfen hat. Jeder Fünfte sei zudem von seinem Job gelangweilt.
Die Lockerungen der vergangenen Wochen hätten hier bislang kaum einen Effekt gezeigt, so Stock-Homburg. „Eine Sinnkrise, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und die Sorge vor der Zukunft können Depressionen begünstigen“, warnt sie. Gerade unter den befragten Selbständigen gebe es dahingehend besorgniserregende Anzeichen.
Im Rahmen einer weiteren Studie der TU Darmstadt soll der Umgang von Hochschulen mit der Coronakrise und die Befindlichkeit von Studierenden erfasst werden. Diese ist hier zu finden.