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Paradoxe Wahrnehmung : Digitalisierung als Bedrohung? Für mich doch nicht!

Ein Roboter auf der Ideen Expo in Hannover. Bild: Picture-Alliance

Nehmen Roboter und Algorithmen uns die Stellen weg? Die Deutschen haben eine diffuse Furcht davor. Doch dass sie selbst betroffen sein könnten, glauben die meisten nicht.

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          Wohl kaum eine Frage treibt die Berufstätigen in Deutschland derzeit so stark um wie diese: Nehmen mir Künstliche Intelligenz, Roboter und kluge Computerprogramme in absehbarer Zeit meine Stelle weg? Wie groß die Sorgen rund um die Digitalisierung sind, zeigt eine repräsentative Berufe-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov unter mehr als 3600 Erwerbstätigen in Deutschland, die an diesem Mittwoch veröffentlicht wird: 60 Prozent sind demnach der Meinung, dass durch die Digitalisierung hierzulande mehr Arbeitsplätze verschwinden werden, als neue entstehen.

          Nadine Bös
          Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Beruf und Chance“.

          Paradox ist dabei aber: Fast drei Viertel der Befragten sind mit Blick auf den eigenen Arbeitsplatz optimistisch und halten ihn nicht für gefährdet. Auch um die Stellen von Kollegen in ihrem Umfeld machen sich immerhin 65 Prozent überhaupt keine Sorgen.

          In der Tendenz deckt sich dieses Ergebnis mit früheren Studien zum Thema. Erst am vergangenen Montag hatte etwa eine Gallup-Befragung ein ganz ähnliches Ergebnis hervorgebracht: Demnach sagten etwas mehr als zwei Drittel von rund 1000 repräsentativ befragten Deutschen, sie hielten es für „überhaupt nicht wahrscheinlich“, dass in den kommenden fünf Jahren ein Roboter oder Algorithmus ihren Job machen werde; auch in Großbritannien, Frankreich, Spanien und den Vereinigten Staaten waren mehr als die Hälfte der Befragten dieser Ansicht.

          Vor allem Routinetätigkeiten könnten ersetzt werden

          Mehrere Studien der jüngeren Vergangenheit kommen in diesem Kontext zu dem Schluss, dass vor allem Routinetätigkeiten der Digitalisierung zum Opfer fallen könnten. „Etwa ein Viertel der heute in Deutschland existierenden Berufe hat ein hohes Substituierbarkeitspotential“, sagt Britta Matthes, die sich am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung mit dem Thema befasst. Das heiße aber nur, dass die Stellen theoretisch von Künstlicher Intelligenz, Robotern und Co. zu erledigen wären, nicht, dass die Technik tatsächlich in absehbarer Zeit zum Einsatz kommt. Allerdings: Der Anteil der theoretisch ersetzbaren sozialversicherungspflichtigen Stellen sei zwischen 2013 und 2016 stark angestiegen, sagt Matthes: von 15 auf 25 Prozent.

          Der neuen Yougov-Berufe-Studie zufolge, die der Versicherer HDI in Auftrag gegeben hat, glaubt allerdings nur eine Minderheit von weniger als zehn Prozent, dass das Berufsleben durch die Digitalisierung entspannter werden wird, weil etwa Maschinen nervige Routineaufgaben übernehmen; die große Mehrheit sieht den Berufsalltag entweder rauher werden oder empfindet ihn als gleichbleibend anstrengend.

          Und das ewige Thema Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben? Mit Blick darauf sind die Deutschen recht gespalten, ob Smartphone, Tablet und Co. den Alltag stressiger oder entspannter machen: Rund 18 Prozent finden, die Digitalisierung verbessere ihre Work-Life-Balance, rund 28 Prozent glauben, sie habe eher negativen Einfluss; der große Rest sieht keine Veränderung oder ist unentschieden. Diejenigen, die eine Verschlechterung sehen, beklagen mehrheitlich die ständige Erreichbarkeit und das Verschwimmen von Beruflichem und Privatem.

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