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Lehrstellenmarkt : Arbeitslose Schulabgänger - leere Lehrstellen

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Ausbildung zu Chemie- und Biolaboranten: Doch Bewerber und Lehrstellen finden immer schlechter zusammen. Bild: ZB

Es klingt paradox: Die Wirtschaft beklagt, dass viele Lehrstellen unbesetzt bleiben, trotzdem haben im vergangenen Jahr mehr als 11.000 junge Menschen keinen Ausbildungsplatz bekommen. Bewerber und Stellen finden immer schlechter zusammen.

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          Die Industrie und die Arbeitgeber beklagen den fehlenden Ausbildungswillen der Jugendlichen und beschweren sich über Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu besetzen. Trotzdem gab es Ende Januar deutlich mehr unversorgte Lehrstellenbewerber als noch ein Jahr zuvor. Mit Ablauf des Januars endet die so genannte Nachvermittlung von Auszubildenden, die in der ersten Runde leer ausgegangen waren und denen danach über Ausbildungsbörsen und –messen gezielt Stellenangebote gemacht werden. Waren 2013 zum Ende der Nachvermittlung noch 7700 Bewerber ohne Ausbildungsplatz, so waren es in diesem Jahr 11.800.

          Das teilten die Partner des so genannten Ausbildungspaktes mit, zu denen etwa die großen Arbeitgeber- und Industrieverbände, das Wirtschafts-, Bildungs- und Arbeitsministerium, die Kultusministerkonferenz, die Bundesagentur für Arbeit und die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung gehören. „Angebot und Nachfrage finden schwerer zusammen“, heißt es in einer Mitteilung der Pakt-Partner. „Sowohl Besetzungsprobleme der Betriebe als auch Stellenfindungsprobleme der Jugendlichen nehmen zu.“

          Insgesamt sei die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr habe es 20.500 neue Lehrverträge weniger gegeben. Gleichzeitig sänken jedoch die Zahlen der Schulabgänger ohne Studienberechtigung – die Hauptzielgruppe für die duale Berufsausbildung wird also kleiner. Gleichzeitig verlassen mehr junge Menschen die Schule mit dem Abitur oder einer anderen Hochschulzugangsberechtigung. Auch entscheiden sich immer mehr Schulabgänger lieber für ein Studium als für eine Lehre.

          Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages beklagte erst kürzlich in diesem Zusammenhang eine zu starke Akademisierung in Deutschland. Von den Partnern des Ausbildungspaktes hieß es nun, eine Berufsausbildung müsse „gerade für leistungsstärkere junge Menschen attraktiv bleiben und die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung verstärkt werden“.

          Gleichzeitig müsse ein Schwerpunkt drauf liegen, jungen Menschen mit schlechteren Startchancen den Übergang von der Schule in die Ausbildung zu erleichtern. Eine Maßnahme dazu existiert heute schon: Für Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, mit ihren Bewerbungen aber scheitern, weil sie die Ansprüche der Arbeitgeber nicht erfüllen, gibt es weiterhin noch freie Plätze in so genannten Einstiegsqualifizierungen (EQ). Diese Maßnahmen verbinden eine Art Praktikum bei einem Arbeitgeber mit Nachschulungen der jungen Menschen. Das kann etwa Nachhilfeunterricht in Mathematik oder Deutsch sein. Zum Stichtag im Januar seien noch 4900 EQ-Plätze unbesetzt gewesen, meldeten die Partner des Ausbildungspaktes. Mehr als 60 Prozent der Einstiegsqualifizierungen münden nach Angaben der Pakt-Partner in einem Ausbildungsverhältnis.

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