https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/krisenexperte-wolfgang-salewski-jedes-unternehmen-ist-erpressbar-11593810.html

Krisenexperte Wolfgang Salewski : „Jedes Unternehmen ist erpressbar“

  • Aktualisiert am
Wolfgang Salewski

Wolfgang Salewski Bild: Marta Krajinovic

Der 69 Jahre alte Polizeipsychologe gilt als einer der erfahrensten deutschen Krisenexperten. Der Münchner beriet die Bundesregierung bei der Entführung des Flugzeugs Landshut 1977 und baute die GSG 9 mit auf.

          1 Min.

          Herr Salewski, die Liste der Unternehmen, in denen Sie als Krisen- und Sicherheitsberater aktiv waren und Krisenstäbe eingerichtet haben, ist lang: Lufthansa, Deutsche Bank, Daimler Benz, BMW, BASF, Otto, Allianz, Deutsche Bahn. Fehlt noch jemand?

          Nun, da wäre sicher noch die ein oder andere Firma zu nennen, aber mal im Ernst: Jedes Unternehmen ist auf die ein oder andere Weise erpressbar. Ich habe deshalb immer gepredigt: Ihr müsst darauf vorbereitet sein, wenn euch etwas passiert in der Welt, und eine Organisation haben, die sofort abrufbar ist. Leute, die regelmäßig geschult werden, Abläufe und Strukturen kennen und im Ernstfall effizient auf Gefahren reagieren und für alle verbindlich entscheiden können.

          Was zeichnet ein gutes Krisenmanagement aus?

          Am Anfang steht immer eine Situations- beziehungsweise Gefahrenanalyse. Dabei geht es darum, sich zu fragen, an welcher Stelle man als Unternehmen am verwundbarsten ist, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Schadens in diesem oder jenem Bereich ist. Nicht jeder braucht alles.

          Wie geht es weiter?

          Sobald die Analyse vorliegt, gilt es, operative und kommunikative Strukturen und Ablaufpläne vorzubereiten, die es im Krisenfall ermöglichen, nicht in Panik zu verfallen, sondern die Dinge geordnet abzuarbeiten. Diese sollten regelmäßig trainiert werden. Häufig sind die Kosten gar nicht so hoch, wie allgemein angenommen.

          Wer sollte alles einem Krisenstab angehören?

          Das ist in jedem Unternehmen unterschiedlich. Die zentrale Rolle spielt der Leiter des Krisenstabs, möglichst ein Top-Manager, nicht aber der Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzende - die werden gegebenenfalls noch als Liberos gebraucht. Wichtig für die Analyse von Tat, Täter und Situation ist zudem ein praxiserfahrener Krisenpsychologe. Weitere Experten im Team können versierte Juristen, technische Leiter oder Sektionschefs sein, die sich in den betroffenen Segmenten auskennen. Eine weitere Schlüsselfigur im Stab ist der Pressesprecher oder Leiter der Kommunikation. Denn es gibt eine eherne Regel: Die lautet, dass ich im Krisenfall von Anfang an immer schnell, umfassend und wahrhaftig informiere. Damit tun sich viele Firmen und staatliche Institutionen leider noch immer schwer.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Gespräch an einem kleinen Tisch: Xi und Putin am Montag im Kreml

          Xi bei Putin : Ein Tête-à-Tête ungleicher Partner

          Der chinesische Staatschef Xi Jinping ist bei Wladimir Putin in Moskau eingetroffen. Gegenüber dem Gast aus Peking tritt Russlands Präsident ungewohnt devot auf.
          Wissenschaftspolitiker möchten die Besten von Ihnen in den Hochschulen halten. Wie erst ist das gemeint? Die Teilnehmer dieser Bachelor-Abschlussfeier der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt mussten ihre Talare mieten.

          Das neue WissZeitVG : Drei Jahre? Nichts wie weg!

          Nach beispiellosem Protest folgte der Veröffentlichung der Eckpunkte die Ankündigung der Überarbeitung: Der Gesetzentwurf für Zeitverträge in der Wissenschaft würde die Besten vergraulen. Ein Gastbeitrag.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.