Schluss mit Luxus
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Klare Sicht statt Labyrinth für junge Absolventen? Bild: Carlo Giambarresi
Vor Corona wähnten sich viele junge Menschen als hoch gefragt auf dem Arbeitsmarkt. Jetzt müssen sie unerwartet flexibel sein. Aber sind sie deshalb gleich eine „verlorene Generation“?
Geh in die Hotellerie, haben sie gesagt. Da findest du immer einen Job, haben sie gesagt: Über ihre gesamte Ausbildung hinweg wurde der 24 Jahre alten Oberfränkin Luisa Lederer gepredigt, dass man im Gastgewerbe sehnsüchtig auf sie warte. Dass sich die Hotels auf sie freuten, dass es unzählige Arbeitsplätze gebe. Konnte ja keiner ahnen, dass Lederer ausgerechnet im Mai, inmitten einer globalen Pandemie, die den Tourismus rund um die Welt zum Erliegen gebracht hat, ihren Abschluss zur Hotelbetriebswirtin machen würde – und auf dem Arbeitsmarkt niemand, aber auch wirklich niemand auf sie wartete. „Das war schon ein Perspektivenwechsel, mit dem niemand gerechnet hat“, sagt sie.
Sie wohnt jetzt wieder bei ihren Eltern und hat die Hoffnung, bald in einem Hotel arbeiten zu können, vorerst aufgegeben. Lederers Plan B: eine Stelle in der Personalvermittlung. Acht Bewerbungen hat sie bislang verschickt, allerdings nur an Unternehmen in Berlin, weil dort ihr Freund lebt, zu dem sie gern ziehen würde. Und sie glaubt zwar, dass sie in der aktuellen Situation auch eine Stelle antreten würde, die sie früher abgelehnt hätte. „Aber ich werde keinen Job annehmen, bei dem ich mich nicht wohl fühle.“ Ein Angebot habe sie aus diesem Grund gerade abgelehnt.
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