Joblinge : Wenn Einsteiger zu Aufsteigern werden
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Lust am Experiment: Schüler einer Gesamtschule in Bochum lernen den Umgang mit Technik. Bild: Edgar Schoepal
Ohne guten Schulabschluss bekommt man normalerweise auch keine Ausbildung. Ein Projekt versucht, betroffenen Jugendlichen sogar den Weg in technische und naturwissenschaftliche Berufe zu ebnen.
An einem sonnigen Vormittag Mitte April sitzen fünfzehn Jugendliche in den Projekträumen der gemeinnützigen Joblinge AG Frankfurt hinter verdunkelten Fenstern und hören aufmerksam dem Vortrag Martin Wagners zu. Der Personalleiter der Wisag Gebäudetechnik Hessen zeigt den Unternehmensfilm und erzählt von diversen Ausbildungsmöglichkeiten. Die meisten sind im technischen Bereich: Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik oder Anlagenmechaniker.
Die Atmosphäre ist konzentriert, einige Teilnehmer schreiben mit, was Wagner mit Powerpoint an die Wand wirft. „Für die kaufmännischen Ausbildungsberufe bekommen wir immer viele Bewerbungen, aber im technischen Bereich fehlt es vielen Unternehmen an Nachwuchs. Obwohl genau hier die Chancen, sich beruflich entwickeln zu können, sehr gut sind“, sagt Wagner. Für die Teilnehmer des Joblinge-Projektes ist es die vorletzte Trainingswoche am Standort, bevor sie in unterschiedlichen Unternehmen Praktika absolvieren, um Einblicke ins Berufsleben zu bekommen. Dann müssen sie zeigen, dass sie bereit und motiviert sind, in eine zweijährige Ausbildung zu starten.
Das Projekt „Joblinge goes MINT“, das im September 2015 anlief, soll dazu beitragen, fehlende Arbeitskräfte in sogenannte MINT-Ausbildungsberufe zu vermitteln und dabei jungen Menschen ohne Arbeit eine Perspektive zu bieten. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Unter der Schirmherrschaft der Joblinge gAG Frankfurt Rhein-Main und der Initiative „New Skills At Work“ (NSAW) der JP Morgan Chase Foundation sollen im Frankfurter Raum deshalb bis Projektende im März kommenden Jahres mindestens ein Drittel der am Joblinge-Programm teilnehmenden Jugendlichen in eine zweijährige Ausbildung im technisch-gewerblichen oder handwerklichen Bereich vermittelt werden. „Joblinge goes MINT“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Vermittlung von Jugendlichen in die jeweiligen MINT-Berufe binnen anderthalb Jahren um rund 40 Prozent zu steigern.
Der Bedarf ist riesig
Die bundesweite Initiative Joblinge, die vor knapp zehn Jahren von der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG und dem Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) ins Leben gerufen wurde, unterstützt Jugendliche dabei, eine berufliche Perspektive zu entwickeln. Junge Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen, die aufgrund schlechter Schulabschlüsse eher geringe Chancen im Arbeitsmarkt haben, sind daher seit Jahren die wichtigste Zielgruppe der Joblinge. Mit Fokus auf die Ausbildungsberufe im MINT-Bereich konzentriert sich die Initiative auf jene Branchen, in denen der berufliche Nachwuchs stark gefragt ist. Christiane Schubert, stellvertretende Regionalleiterin der Joblinge gAG Frankfurt Rhein-Main, sieht hier das größte Potential für ihre Zielgruppe. Es gebe zwar einige Förderinitiativen im MINT-Bereich, aber die seien häufig auf Frauen, Kinder oder Akademiker beschränkt.