Investmentbanken : Lasst uns nicht mit den Männern allein!
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Hemmschwelle vor dem Aufstieg Bild: fotolia.com
Investmentbanken wollen vom rauhen Image loskommen und werben heftig um Frauen als Mitarbeiter. Die zieren sich noch. Dabei sind die Chancen ausgezeichnet. Es locken attraktive Arbeit und gutes Geld.
In der nächsten Woche kommt es in einem Frankfurter Hotel zu einem ungewöhnlichen Ereignis. Sechs Investmentbanken, die sonst ohne Zimperlichkeit wettstreiten, kämpfen gemeinsam um eine Personengruppe, die bisher in der Branche zu kurz gekommen ist. Die Banken wollen dringend Frauen als Mitarbeiter gewinnen.
60 ausgesuchte Kandidatinnen, die kurz vor dem Diplom stehen oder es gerade hinter sich gebracht haben, sind eingeladen, um sich anzuhören, was Investmentbanking ist. Es ist ein ausgewählter Kandidaten-Kreis: Blutjung (22-24 Jahre alt), in der Regel mehrsprachig und mit vorzüglichen Zensuren ausgestattet. Diese weiblichen Toptalente machen sich bisher noch rar im Investmentbanking. Es bewerben sich deutlich weniger Frauen als Männer. Zudem steigen die Frauen eher aus, wenn Kinder kommen. Grob 20 Prozent der Investmentbanker in Deutschland sind weiblich. In Spezialdisziplinen wie der Fusionsberatung (Mergers & Acquisitions) ist der Frauenanteil noch niedriger. Das ist noch eine Männerdomäne.
Das macht inzwischen durchaus einen schlechten Eindruck. „Es geht um Diversität. Wir wollen gemischte Teams, weil wir auch auf der Kundenseite verschiedenen Personen gegenüberstehen“, sagt Anna Staal von Morgan Stanley.
Sie ist für die Rekrutierung der Toptalente zuständig und hat die Ambition, ihren Beruf schlicht zu entzaubern, um ihren Geschlechtsgenossinnen die Hemmschwelle zu nehmen. Klar, es ist ein fordernder Job. Doch: „Es ist kein Buch mit sieben Siegeln.“
Frauen bewerben sich seltener, weil es kaum Frauen gibt
Über die Ursachen für die weibliche Zurückhaltung lässt sich nur spekulieren. Angst vor der rauhen Männerwelt zum Beispiel: "Es hat etwas von einem Teufelskreis. Frauen bewerben sich seltener, weil es hier nur wenige Frauen gibt", vermutet Staal. Einige Frauen haben es im Banking ganz nach oben geschafft. Doch haben sie entweder zweifelhafte Popularität erlangt wie die einstige Citibank- und Hyp0vereinsbank-Managerin Christine Licci oder sie machen sich so rar, dass sie als Rollenvorbild ungeeignet bleiben.
Dazu kommt die Sorge der jungen Kandidatinnen, keine Zeit mehr für Familie und Privatleben zu haben. Ein Hinderungsgrund muss das nicht sein. Die Kandidatinnen, die mit 23 Jahren eingestellt werden, finden noch Zeit für die Familienplanung, nachdem sie ein paar Jahre im Beruf Gas gegeben haben. Aber es stimmt natürlich: "Wir können niemandem eine 40-Stunden-Woche versprechen", sagt eine führende Investmentbankerin.
Wer sich für eine Investmentbank entscheidet, hat trotzdem handfeste Vorteile. "Es gibt kaum einen Job, in dem man so schnell so viel lernen kann", berichtet ein Banker. Die Investmentbanken haben ausgefeilte Weiterbildungsprogramme für ihren Nachwuchs.
Sehnsucht nach internationalem Flair gestillt
Zudem stillt der Beruf die Sehnsucht nach internationalem Flair. Bei großen Fusionsvorhaben arbeiten Teams aus den Finanzmetropolen der Welt rund um die Uhr zusammen, um Fristen einzuhalten. Gesucht werden deshalb nicht nur Kandidatinnen, die Englisch fast so gut wie die Muttersprache beherrschen, sondern die gut in der Gruppe funktionieren. Platz für die egozentrischen Banker ohne Kooperationsbereitschaft ist nicht vorhanden, wenn Termine zu halten und Boni zu erlangen sind.
Gesucht wird nicht nur für die wichtige Sparte Fusionsberatung (M&A). Zum Investmentbanking gehört auch Corporate Finance, als die Organisation von Kapitalerhöhungen, Aktienrückkaufprogrammen oder der Emission von Anleihen. Für den Handel mit Derivaten, der in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist, stellen die Häuser auch gerne Mathematiker oder Physiker ein, die komplizierte Finanzkonstruktionen ausrechnen können.
Wenn die Prognosen stimmen, können sich die Investmentbanken in nächster Zeit vor Arbeit nicht retten. Das verspricht gutes Geld für die Institute und ihre Mitarbeiter. Wer die jüngsten Berichte über märchenhafte Leistungszulagen der Investmentbanker studiert hat (zum Beispiel: Besondere Bescherung: Investmentbanker im Geldregen oder Steigende Bonuszahlungen an Banker an Wall Street), ahnt, dass auch der Erwerbstrieb ein guter Grund für die Berufswahl sein könnte. "Wer allein wegen des Geldes und ohne erhöhte Motivation zu einer Investmentbank kommt, kann hier nichts werden. Wir brauchen leistungshungrige Leute", stellt Anna Staal klar.
Einen wichtigen Vorteil bieten die zumeist angelsächsisch geprägten Institute weiblichen Bewerbern. Sie sind auf Grund von Antidiskriminierungsklagen extrem sensibilisiert. Fragen nach der persönlichen Familienplanung gibt es in den Jobinterviews nicht. Selbst nach dem Alter wird nicht gefragt.
Hier gibt´s die Jobs
Citigroup
myriam.tantz@citigroup.com
Tel. 069-1366508,
Dresdner Kleinwort
Anne.Schoenfelder@dkib.com
careers.frankfurt@dresdnerkleinwort.com
Goldman Sachs
leonie. cremer@gs.com
Tel: 069-7532 2218
JP Morgan
Corinna.Haas@jpmorgan.com
evelyn.steinbach@jpmorgan.com
Tel: 069-7124 1500
Merrill Lynch
sylvia_sieber@ml.com
Tel: 069-58 99 50 54
Morgan Stanley
Anna.Staal@MorganStanley.com
Tel: 069-21 66 24 22