Azubi-Mangel : „Uns geht der Nachwuchs aus“
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Keine Lust, am Herd zu stehen: Besonders das Gastgewerbe tut sich schwer mit der Lehrlingsgewinnung. Bild: dpa
Die Ausbildungsbetriebe schlagen Alarm, weil viele ihre Lehrstellen nicht besetzt kriegen. Fast jeder zehnte bekam nicht mal eine einzige Bewerbung. Wieso finden trotzdem so viele junge Leute keinen Ausbildungsplatz?
Fast jeder dritte Betrieb in Deutschland kann nach einer aktuellen Befragung Lehrstellen aus Mangel an geeigneten Bewerbern nicht besetzen. Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zu seiner Umfrage „Ausbildung 2017“ mit etwa 10.500 Unternehmen berichtete, stabilisierte sich die Quote zuletzt bei 31 Prozent - im Vergleich zu 12 Prozent zehn Jahre zuvor.
„Fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb hat noch nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer am Dienstag in Berlin. „Uns geht der Nachwuchs aus.“ Deutschland müsse daher mehr für seine im Ausland gerühmte duale Ausbildung tun. Am schwierigsten ist die Lage im Gastgewerbe, wo 58 Prozent der Betriebe Lehrstellen nicht besetzen konnten. Besonders stark zugenommen hat der Azubi-Mangel im Baugewerbe mit 42 Prozent (2015 waren es nur 30 Prozent).
„Nicht nur die Chancen der akademischen Bildung aufzeigen“
Nach dem Anfang April veröffentlichten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sind sogenannte Passungsprobleme eine „zentrale Herausforderung“ - etwa weil Jugendliche mit ihren Abschlüssen nicht den Ansprüchen der Firmen genügen oder weil sie nicht mobil genug sind. Zum Stichtag 30. September 2016 wuchs die Zahl nicht vergebener Ausbildungsplätze im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf 43.500 - zugleich gingen aber auch 20.600 Jugendliche leer aus.
DIHK-Chef Schweitzer sagte, es sei nun „umso wichtiger, dass wir vorhandene Potenziale nutzen, insbesondere von Studienabbrechern, Lernschwächeren und Flüchtlingen“. An den Schulen seien die Lehrer „in der Pflicht“: Sie sollten „nicht nur die Chancen der akademischen Bildung aufzeigen, sondern auch die der beruflichen Bildung“.