Arbeiten mit Vierbeinern : Soll der Hund ins Büro?
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Kollege Hund: Kein Tabu am Arbeitsplatz mehr Bild: Victor Hedwig
Viele Deutsche würden ihre Hunde gern mit ins Büro bringen. Nur zu! Das verbessert das Betriebsklima.
Rufus hat es zu einiger Berühmtheit gebracht. Den kurzbeinigen Corgi mit der hängenden Zunge und den riesigen Spitzohren hatten nicht nur die Mitarbeiter des Versandgiganten Amazon gern. Auch Kunden liebten ihn und schickten ihm regelmäßig Päckchen mit Leckereien. Zu seiner Zeit war er der einzige Bürohund bei Amazon und legte eine steile Karriere hin: Erst war er bloß das Mitbringsel des obersten Ingenieurs, doch nachdem der ihn jahrelang täglich mit ins Büro schleppte, stieg er zu Amazons „kleinstem freiwilligen Mitarbeiter“ auf.
Postum widmete ihm der Konzern sogar ein ganzes Gebäude. Und auch heute noch, neun Jahre nach Rufus’ Tod, weht quasi sein Atem durchs Unternehmen: Insgesamt 1500 Mitarbeiterhunde sind heute in der Statistik der Amazon-Einlasskontrolleure erfasst. Die Mitarbeiter bringen sie mehr oder weniger regelmäßig mit ins Büro. Und sie sind längst nicht die Einzigen, die das tun. Denn immer mehr Firmen erkennen, dass Arbeit tierischen Spaß macht, wenn die Angestellten ihre Hunde dabeihaben. Das beflügelt auch die Kollegen.
Jobnetzwerke auf den Hund gekommen
Man könnte es für einen weiteren Spleen der Technologieunternehmen halten, die schon die bunten Spieleecken und Chill-out-Bereiche für die Mitarbeiter erfunden haben. Neben Amazon bekennt auch Google lautstark: „Wir mögen zwar Katzen, aber wir sind ein Hunde-Unternehmen.“ Die Mitnahme von Hunden zur Arbeit sei ausdrücklich erwünscht. Auch der amerikanische Spiele-Programmierer Zynga ist auf den Hund gekommen. Hierzulande gehören das Jobnetzwerk Xing, das Hotelportal HRS, Trusted Shops und Jimdo zu den Fans der tierischen Bürobelegschaft. Auch von vielen großen Werbeagenturen ist bekannt, dass bei ihnen öfter mal ein Hund unterm Konferenztisch im Körbchen liegt. Arbeiten mit Hund gilt als „hip“.
Wie viele Unternehmen es bereits erlauben, lässt sich nur schätzen. Denn offizielle Statistiken dazu gibt es nicht. Grundsätzlich bestimmt jeder Arbeitgeber qua Hausrecht selbst, ob er Tiere in seinen Räumen gestattet. In einer Umfrage des Netzwerks Xing von 2014 jedenfalls bekannten sich rund 53 Prozent der befragten Firmen dazu, „pro Hund“ eingestellt zu sein. Inzwischen dürften es mehr sein. In einer neueren Umfrage in Österreich antworteten bereits 66 Prozent der Unternehmen auf die Frage, wie sie gegenüber Hunden am Arbeitsplatz eingestellt seien, sie fänden das „genial“ oder zumindest meinten sie: „Warum nicht?“
Aktionstag „Kollege Hund“ wirbt um Tierfreunde
Beim jüngsten Aktionstag „Kollege Hund“ vom Deutschen Tierschutzbund, der immer am ersten Donnerstag im Juni stattfindet, meldeten sich immerhin 1000 deutsche Betriebe an. Und laut dem Bundesverband Bürohund sind in Großstädten wie Hamburg, Berlin, München oder Frankfurt jeweils 20 bis 30 Unternehmen als „tierfreundliche Betriebe“ erfasst, bei denen Angestellte ihre Hunde ganz selbstverständlich mitbringen können.
Markus Beyer vom Bundesverband Bürohund macht an einem anderen Fakt fest, dass Tiere im Büro immer häufiger werden: „Als wir vor vier Jahren anfingen, bekamen wir fast nur Anrufe von Hundehaltern, die wissen wollten, wie sie es schaffen, dass ihr Chef die Hundemitnahme erlaubt. Seit gut zwei Jahren aber melden sich bei uns immer mehr Unternehmen, die fragen: Was müssen wir tun, um Hunde bei uns zuzulassen?“
Das Gros ihrer Mitarbeiter müssen die Betriebe davon jedenfalls nicht extra überzeugen. Denn die Unternehmen reagieren im Grunde nur auf den Wunsch ihrer Belegschaft: 70 Prozent aller Hundebesitzer sagen laut einer Umfrage des Hundefutter-Herstellers Nestlé Purina, sie würden ihren Hund gelegentlich gern mit ins Büro nehmen.
Hunde-Privileg besser als mehr Gehalt
Wie viel den Hundehaltern dieses Privileg wert wäre, zeigt eine andere Zahl: Jeder zweite würde dafür sogar auf eine Gehaltserhöhung verzichten. Die Unternehmen könnten aus ihrer Toleranz also regelrecht Kapital schlagen. Gehen die Chefs dagegen nicht auf den Wunsch ein, laufen sie schnell Gefahr, gute Mitarbeiter zu verlieren. Denn immerhin jeder dritte Besitzer würde die Firma wechseln, damit der Hund künftig mit ins Büro darf.