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Hirnforschung : „Begeisterung ist wie Dünger für das Gehirn“

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Das Gehirn im Blick: Gerald Hüther Bild: Burkert, Christian

Die Arbeit aktiviert bei vielen Menschen Regionen im Gehirn, die auch bei körperlichen Schmerzen aktiv sind, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Wie kommt der Spaß am Beruf zurück?

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          Spaß ist nach Ansicht des Neurobiologen Gerald Hüther die Voraussetzung für gute Leistungen - auch am Arbeitsplatz. Doch daran fehlt es oft in Unternehmen, wie er beobachtet hat. „Viele Menschen machen bei der Arbeit Erfahrungen, bei denen dieselben Netzwerke im Gehirn aktiviert werden, die auch bei körperlichen Schmerzen aktiv sind“, sagte der Hannoveraner Wissenschaftler. Wer diese „schmerzvolle Erfahrung macht, findet nur sehr schwer wieder Spaß an der Arbeit.“

          Viele Menschen würden zunächst zu Objekten ihrer Lehrer und später ihrer Chefs, die ihre Leistungen ständig kontrollieren und ihren natürlichen Drang nach Autonomie beschneiden würden. Das sei bedauerlich. Doch manche Unternehmen würden allmählich merken, dass sie Mitarbeiter brauchen, die nicht nur ihre Pflicht erfüllen, sondern auch freundlich und kreativ sind, mitdenken und Verantwortung übernehmen, sagte Hüther. Dazu müsse der Mitarbeiter sich aber als Gestalter erleben und gerne zur Arbeit kommen. Und das sei nicht nur auf besondere Arbeitsplätze beschränkt.

          Einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge gehen nur 16 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland mit Freude zur Arbeit. 67 Prozent hingegen sind demotiviert und beschränken sich auf den sogenannten Dienst nach Vorschrift. „Wir lernen schon in der Schule, nur genau das zu tun, was uns gesagt worden ist. Genauso lustlos gehen die Kinder dann später auch arbeiten“, so Hüther. Dabei sei Spaß die Voraussetzung für gute Leistungen.

          „Selbst die Toilettenfrau hat Gestaltungsspielraum“

          „Begeisterung ist wie Dünger für das Gehirn“, sagt der 66-jährige Wissenschaftler. „Das Gehirn ist lebenslang lernfähig. Dabei kommt es immer wieder zu Umbauprozessen, bei denen neue Vernetzungen im Kopf entstehen.“. Diese Umbauprozesse gelängen jedoch nur, wenn die emotionalen Bereiche im Gehirn mitaktiviert werden.

          „Die Hirnforschung weiß inzwischen, dass jeder in jeder Situation und in jedem Beruf einen Gestaltungsspielraum hat - selbst die Toilettenfrau“, sagt Hüther. „Wenn Menschen die Gelegenheit bekommen würden, wieder Verantwortung zu übernehmen und sich selbst als bedeutsam zu erleben“, so Hüthers Credo, „dann käme auch die Begeisterung an der eigenen Arbeit wieder.“

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