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Großkanzleien im Abwärtstrend : Juristen wollen weniger Zeit im Büro verbringen

  • -Aktualisiert am

Zur Großkanzlei? Nicht mehr um jeden Preis! Bild: dpa

Lange galten sie als die Streber unter den Arbeitnehmern. Doch mehr und mehr Nachwuchsjuristen wollen auch Zeit für Freunde und Familie haben. Großkanzleien rutschen deshalb auf der Beliebtheitsskala weiter ab. Es lockt der Staatsdienst.

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          Weniger arbeiten, mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen: Die Berufsvorstellungen angehender Juristen haben sich in den letzten Jahren verändert ­– das zeigt sich auch im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber. Das Forschungsunternehmen Trendence hatte für die jährliche Studie 2300 Jurastudenten, Referendare und junge Volljuristen befragt.

          Eine der auffälligsten Veränderungen sei, dass viele Großkanzleien im Ranking der beliebtesten Arbeitgeber keine Spitzenpositionen erreichen, sondern meist nur Plätze im Mittelfeld belegen, sagt Holger Koch, Geschäftsführer von Trendence.  Diese Aussage relativiert sich allerdings beim Anblick der Top Ten: Großkanzleien belegen immer noch mehr als die Hälfte der Plätze. Tendenzen zeichnen sich dennoch ab: Freshfields Bruchkaus Deringer, die seit Beginn der Studie 2003 beliebteste Kanzlei, rutschte erstmals auf Platz drei ab.

          Bild: trendence Institut

          Im Hause Freshfields nehmen Personaler diese Entwicklung durchaus ernst: „Wir haben seit langem einen sehr sportlichen Wettbewerb um die besten Nachwuchsjuristinnen und –juristen“, sagte Uta Itzen, Partnerin der Großkanzlei zu FAZ.NET. Wie Freshfields sich wieder wettbewerbsfähiger machen will? Mehr Weiterbildung und eine „größtmögliche Flexibilität in der Gestaltung des Arbeitsalltags“, wie Itzen es nennt. Ein Personalprogramm mit dem klangvollen Namen „Smart Balance“ gibt es schon seit 2011.

          Gewinner im Beliebtheitsranking sind in diesem Jahr jedenfalls die Automobilhersteller: Sie gehören zu den sieben Arbeitgebern, die am stärksten in der Wertschätzung der Nachwuchsjuristen gestiegen sind, darunter Porsche, Audi, Volkswagen und BMW. Audi ist für Juristen das fünfte Jahr in Folge der beliebteste Arbeitgeber unter den Automobilherstellern und landet auf Platz sechs.

          Mehr Zeit für Freunde und Familie

          Wie lässt es sich erklären, dass Großkanzleien immer unbeliebter werden, während öffentliche Arbeitgeber und Konzerne wie die der Automobilindustrie in der Gunst der Juristen steigen? Laut Trendence liegt diese Entwicklung an den veränderten Vorstellungen der Nachwuchskräfte, was die vielbeschworene „work-life-Balance“ betrifft. Im Vergleich mit Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren und Informationstechnikern hätten die Juristen seit Beginn der Studie 2003 immer die höchste erwartete Wochenstundenanzahl angegeben. Doch die erwünschte Arbeitszeit sinkt kontinuierlich: 50,8 Stunden gaben die Juristen im Durchschnitt an – das sind mehr als vier Stunden weniger als vor zehn Jahren.

          Bei der Befragung sagten die Juristen, sie wollten mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Großkanzleien sind zwar immer noch beliebte Arbeitgeber, doch gegen die regelmäßigen Arbeitszeiten, die Juristen in Konzernen und bei öffentlichen Arbeitgebern erwarten, kommen die Kanzleien schwer an. Klischeehaftes Strebertum beim Nachwuchs dürfte die Entwicklung jedoch relativieren: 75 Prozent der Befragten nehmen für interessante Mandate und Arbeitsaufgaben Überstunden gerne in Kauf. 

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