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Sprachkenntnisse im Beruf : Verstehen Sie Spanisch?

Wird gebraucht: Schüler wählen Latein auch wegen des kreativeren Unterrichts. Bild: dpa

Englisch gehört für Manager längst zum Standard. Doch das reicht nicht, um im Geschäftsalltag zu bestehen. Warum Spanisch und sogar Latein plötzlich hoch im Kurs stehen.

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          Die Qual der Wahl haben wir das erste Mal schon in jungen Jahren. Englisch wird längst ganz selbstverständlich auch in vielen Grundschulen unterrichtet. Danach wartet schon bald die zweite Fremdsprache. So muss man sich am Gymnasium im Kannenbäckerland beispielsweise zur sechsten Klasse zwischen Französisch oder Latein entscheiden. Vom achten Schuljahr an steht dann auch noch Italienisch als abgespeckte dritte Fremdsprache zur Verfügung. Rund 650 Schülerinnen und Schüler besuchen das Gymnasium im Westerwald-Städtchen Höhr-Grenzhausen. Das Auswahlverhalten hat sich seit Jahren kaum verändert, sagt der Lateinlehrer Mark Betzing: „In der Regel nehmen ein Drittel Latein und zwei Drittel Französisch.“

          Benjamin Fischer
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Auch die Argumente für beide Sprachen sind nicht neu: Die Lateinverfechter verweisen gerne auf den Nutzen fürs später vielleicht geplante Studium und den automatisch integrierten Geschichtsunterricht, während es von der anderen Fraktion heißt: Auf Französisch könne man sich auch unterhalten, und zwar in nicht gerade wenigen Ecken der Welt. Altersgerechter und ebenso relevant ist natürlich noch das Kriterium, wie sich denn eigentlich der beste Kumpel entscheidet.

          Die Frage nach der „richtigen“ Fremdsprache bleibt aber auch nach Schule und Universität erhalten – und stellt sich Berufstätigen im Lauf ihrer Karriere immer wieder. Ergibt es etwa Sinn, Chinesisch zu pauken, wie gut und wie schnell kann man das überhaupt lernen oder wären Spanisch und eine osteuropäische Sprache vielleicht doch hilfreicher? Konsens besteht eigentlich nur in einem Punkt: An Englisch führt kein Weg mehr vorbei. Das bedeutet allerdings nicht, dass man mit Englisch nicht mehr glänzen kann.

          Bei Älteren rostet das Englisch ein

          Jutta Boenig begegnet das Thema immer wieder. Sie arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren als Karriereberaterin und sagt: „Ich würde jedem raten, sein Schulenglisch aufzufrischen und auf Business Englisch zu erweitern.“ Boenig ist die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung. Zu ihr kommen viele Führungs- und hochqualifizierte Fachkräfte. Da sei heute keiner mehr dabei, der überhaupt kein Englisch beherrsche, sagt sie. Doch gerade die Älteren täten sich bisweilen schwer, weil sie Englisch lange kaum gebraucht hätten und es nun eingerostet sei. Unrühmliche Beispiele gibt es auch bei Weltkonzernen. So sorgte der ehemalige VW-Chef Matthias Müller im Jahr 2016 mit einem Radio-Interview auf Englisch für reichlich Irritationen. Auch interne Konferenzen mit internationalen Führungskräften und sogar Verhandlungen im Ausland soll der damalige VW-Vorstandsvorsitzende weitgehend auf Deutsch abgehalten haben, zum Teil mit Hilfe von Übersetzern.

          Jugend allein ist ebenfalls kein Garant für gutes Englisch. Zwar schreiben heute viele in ihre Bewerbung selbstbewusst „verhandlungssicher“. Doch wenn es darauf ankomme, gerieten einige oft ins Schwimmen, berichtet Boenig. Für sie ist also klar: „Nur mit souveränem Englisch kann man punkten“.

          Briten vertrauen zu sehr auf Muttersprache

          Die Sprache ist der einfachste Weg, sich mit Kunden und Kollegen aus aller Welt zu vernetzen. Das hat ganz praktische Folgen: „Immer mehr Unternehmen im deutschsprachigen Raum stellen ihre Firmensprache auf Englisch um“, sagt Miya Komori-Glatz von der Wirtschaftsuniversität Wien. Deutsch ist damit nicht von heute auf morgen verboten. Vielmehr sollen Kommunikationsbarrieren in zunehmend international besetzten Teams aus dem Weg geräumt werden, am besten, bevor sie entstehen. Auch der global präsente VW-Konzern hat diesen Schritt inzwischen vollzogen.

          Englisch als Konzernsprache ist aber keineswegs der Schlüssel für internationale Geschäftserfolge. Das zeigt sich ausgerechnet im weltläufigen Großbritannien. Dort gehen der einheimischen Wirtschaft jedes Jahr Verträge im Volumen von rund 50 Milliarden Pfund durch die Lappen, wie eine Analyse im Auftrag der Regierung aus dem Jahr 2014 zeigt. Der Grund: mangelnde Fremdsprachenkenntnisse des Topmanagements und anderer Führungskräfte. Im Klartext: Die Briten verlassen sich zu oft und zu stark auf die globale Anwendbarkeit ihrer Muttersprache.

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