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Frauen in Führungsetagen : Daimler-Chef kritisiert Frauenquote

  • -Aktualisiert am
Ob so bald eine Vorstandssitzung aussehen könnte? Bundesfamilienministerin Schröder hält jedenfalls an der Frauenquote fest

Ob so bald eine Vorstandssitzung aussehen könnte? Bundesfamilienministerin Schröder hält jedenfalls an der Frauenquote fest Bild: dapd

„Wohin soll ich all die Männer aussortieren?“ fragt der Vorstandsvorsitzende von Daimler Dieter Zetsche angesichts der geplanten Frauenquote. Doch Ministerin Schröder will noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen.

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          Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche hat scharfe Kritik an den Plänen der Politik für eine staatlich vorgegebene Frauenquote geübt. In drei bis vier Jahren auf einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Führungspositionen zu kommen sei nicht realisierbar, sagte der Zetsche in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wohin soll ich all die Männer aussortieren? Alle zwangsweise in Rente schicken, damit überhaupt so viele Stellen frei werden?“ Zetsche betonte, dass bei Daimler ohnehin bis 2020 jede fünfte leitende Position von einer Frau besetzt sein werde. Mit internen Programmen werde mehr erreicht als mit gesetzlichen Vorgaben.

          Die Unternehmen in Deutschland müssen weiterhin mit einer verpflichtenden Frauenquote in ihren Führungsetagen rechnen - wenn auch mit einer von ihnen selbst gesetzten Quote. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) machte deutlich, dass sie an ihren Plänen für eine sogenannte flexible Quote festhält und noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen will. „Die Zeit der reinen Selbstverpflichtung ist vorbei“, sagte sie der Zeitung „Welt am Sonntag“. Es müsse eine rechtsverbindliche Verpflichtung für die Führungsebene geben. „Wer das selbst gesteckte Ziel verfehlt oder sich gar nicht erst eine Quote setzt, muss mit harten Sanktionen belegt werden“, drohte Schröder.

          Sanktionen statt Selbstverpflichtung

          Solche Sanktionen könnten aus Sicht der Ministerin Geldstrafen oder die Unwirksamkeit von Beschlüssen zur Aufsichtsratsbesetzung sein. Konkret schwebt Schröder ein Stufenplan vor: Sollte sich der Anteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten bis 2013 nicht verdreifacht haben, müssten etwa 1000 Unternehmen eine zu ihrer Situation passende Frauenquote vorschlagen, zu der sie dann verpflichtet würden.

          Am 17. Oktober will Schröder sich zum zweiten Mal mit den Vorständen der 30 im Aktienindex Dax notierten Unternehmen treffen. Im März hatten die Firmenchefs der Ministerin bei einem ersten Treffen zugesichert, sich unabhängig von Schröders Plänen für eine Quote in den Spitzengremien freiwillig eine Quote für den gesamten Betrieb zu geben. Dieses Versprechen der Unternehmen werde am 17. Oktober eingelöst, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Sonntag. Die selbstgewählten und später dann verpflichtenden Quoten für Führungspositionen würden dagegen erst später veröffentlicht, wenn das Gesetz auf den Weg gebracht sei.

          Geringe Quote für Stahlkonzern, hohe für Medienunternehmen

          Dass die Wirtschaft bei dem Treffen mit Schröder freiwillig Gesamtquoten vorstellen will, liegt an dem gewachsenen politischen Druck. Vor allem wollen die Firmen verhindern, dass eine starre gesetzliche Quote eingeführt wird - dass also zum Beispiel ein Stahlkonzern den gleichen Frauenanteil im Vorstand vorweisen muss wie ein Medienunternehmen. Schröder lehnt eine solche starre Quote ab und setzt darauf, dass sich die Unternehmen auch so ehrgeizige Ziele setzen, die aber zur Situation in der jeweiligen Branche passen.

          Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) beharrt dagegen auf eine 30-Prozent-Quote in Vorständen und Aufsichtsräten bis zum Jahr 2018; auch EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat Schröder bereits mit einer fixen Quote gedroht.

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