„Die meisten Personalentscheidungen sind auf Steinzeitniveau“
- -Aktualisiert am
Charlotte von Bernstorff ist Professorin für Personalpsychologie an der BSP – Business & Law School in Berlin und berät Unternehmen zu datenbasierten Ansätzen in der Personalauswahl und -entwicklung. Bild: Maria Irl
Psychologin Charlotte von Bernstorff ist darauf spezialisiert, Bewerber mithilfe von Daten auszuwählen. Von KI als Hilfsmittel hält sie viel. Denn die hat erst mal keine Vorurteile.
Frau von Bernstorff, Sie sind spezialisiert auf datenbasierte Eignungsdiagnostik. Ein echtes Wortungetüm. Was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Ich komme aus dem Bereich der Personalpsychologie. Personalpsychologen beschäftigen sich grundsätzlich mit der Frage: Wie gut und wie gerne machen Menschen ihren Job? Eignungsdiagnostik ist ein Teilbereich davon. Da versuchen wir zum Beispiel, Kompetenzen von Menschen systematisch zu erfassen. Letztlich machen wir eine Prognose von späterem Berufserfolg.
Und das machen Sie, indem Sie Daten analysieren? Am Computer?
Ja, und das ist gut so. Denn, provokant formuliert, wählen die meisten Arbeitgeber in der Praxis leider noch relativ willkürlich und intuitiv ihr Personal aus. Das ist auch der Punkt, der häufig polarisiert. Die meisten Menschen lassen sich nicht so gerne um ihr Bauchgefühl bringen. Intuition ist ja gesellschaftlich sehr positiv konnotiert. Und irgendwie hat es sich eingebürgert, dass man diese Regel „Hör auf deinen Bauch“ nicht nur für sich selbst anwendet, sondern eben auch für die Person gegenüber, zum Beispiel im Vorstellungsgespräch. Die fundierte Eignungsdiagnostik würde da sagen: Vorsicht! Lass uns doch erst mal gucken, was objektive Kriterien sind, an denen wir Berufserfolg tatsächlich nachweislich festmachen können.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo