Banker : Geld schläft nicht, egal wo
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Die Bankentürme von Frankfurt: Irgendwo brennt immer Licht Bild: dpa
Der letzte macht das Licht aus. In Bankentürmen brennt es aber rund um die Uhr. Was machen Banker eigentlich die ganze Zeit?
Läuft man nachts durch Städte wie London oder Frankfurt, sieht man in vielen Bankentürmen noch Licht brennen. Und auch morgens, wenn die meisten Arbeitnehmer gerade erst frühstücken, sitzen viele Banker schon vor ihren Computern. „Money never sleeps“, heißt es in dem fast 25 Jahre alten Film „Wall Street“, der das Bild der Banker prägte wie kein zweiter. Bei Philipp Steinmann bestimmt der Börsenbeginn, wann er aufstehen muss. Jeden morgen um 5.30 Uhr. Dann quetscht er sich in die morgens stets überfüllte Londoner U-Bahn bis zur Endstation „Bank“, wo sich alle Kreditinstitute in der City befinden. Der 24 Jahre alte Steinmann arbeitet für eine deutsche Bank in der Investmentabteilung. In Wahrheit heißt er anders, aber die Branche ist diskret, und so will keiner der Banker in dieser Geschichte seinen richtigen Namen nennen.
Die Aufgabe des jungen Bankers ist es, Aktien zu analysieren. Ein erster Bericht für den Händler muss fertig sein, bevor die Börse in Frankfurt um 9 Uhr, also 8 Uhr britischer Zeit, öffnet. Der Rest des Tages besteht aus Konferenzen, telefonieren, recherchieren und analysieren. Gegen 20 Uhr ist meistens Schluss, dann hat er 13 Stunden gearbeitet. Je nach Laune trifft er sich noch mit Freunden in einem Pub in der Nähe seiner Bank. Danach geht es ins Bett, Steinmann muss zu früh aufstehen, um sich wie andere Banker ins Nachtleben zu stürzen.
Auch der Münchner Gregor Velten führt kein ausschweifendes Nachtleben, er lebt in Zürich. Der 27 Jahre alte Betriebswirt radelt jeden Morgen um 8 Uhr von seiner Wohnung ein paar Minuten den Zürichsee entlang bis zu seinem Büro. Velten arbeitet im Treuhandgeschäft bei einer Schweizer Großbank. Zur Zeit dreht sich sein Job um die Integration einer Bank, die sein Arbeitgeber kürzlich dazugekauft hat. Dabei geht es um die Synchronisation von Arbeitszeiten und Gehältern, aber auch um Entlassungen. Durch die Übernahme sind Stellen doppelt besetzt. Velten berät das Management, welche Stellen gestrichen werden können. Momentan kommt er erst um 22 Uhr aus dem Büro.
„Früh“ bedeutet Mitternacht
Immerhin früher als Friedrich Haller, der als Analyst bei einer britischen Bank in der „M&A“-Abteilung in Frankfurt Übernahmen und Fusionen von Unternehmen vorbereitet. Banker wie Haller sind dafür verantwortlich, dass auch nachts die Bankentürme leuchten. „Früh“ nach Hause kommt er gegen Mitternacht, wenn eine Deadline naht, kann es auch 4 Uhr werden. In diesen Stunden bereitet er Präsentationen vor, um neue Mandate zu gewinnen, oder erstellt Profile von Unternehmen, die von Kunden gekauft werden könnten. Jeden Morgen ist sein erster Schritt: die Arbeit der vergangenen Nacht auf Fehler zu überprüfen. Warum er so lange arbeiten muss? „Verkäufe von Unternehmensteilen zum Beispiel geschehen relativ kurzfristig“, sagt der 24 Jahre alte Banker. Außerdem müssten diese Deals geheim bleiben, da bei Publikwerden der Preis dafür signifikant beeinflusst werden könnte. Deswegen sind die Teams, die daran arbeiten, immer sehr klein, die Arbeit ist nur auf wenige, manchmal nur zwei oder drei Schultern, verteilt.
Brennende Lichter in der Nacht müssen aber nicht immer bedeuten, dass gearbeitet wird. Vor ein paar Jahren ging in Frankfurt das Gerücht um, dass Konkurrenten bei nächtlichen Spaziergängen versuchten, anhand der Erleuchtung einer Bank abzulesen, wie die Geschäftslage aussah. Was machten die diskreten Banker, um sich nicht in die Karten schauen zu lassen? Die Sensibilität der Bewegungsmelder in den Büros wurde geändert.