Alumni-Netzwerke : Willkommen im Club
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Bild: Peter von Tresckow
An öffentlichen Hochschulen sind sie noch rar, an privaten ein Muss: Alumni-Netzwerke. Fachleute bezweifeln aber, dass sie für das Berufsleben allzu viel bringen.
Henry Alt-Haaker bekommt auch drei Jahre nach seinem Abschluss noch regelmäßig Post von Professoren und ehemaligen Kommilitonen. Der 33-Jährige hat gleich an vier Hochschulen studiert - und alle laden ihn regelmäßig zu Alumni-Treffen, Konferenzen und Informationsveranstaltungen ein und schicken ihm Newsletter und Facebook-Nachrichten; die meisten bitten zudem um Spenden oder Unterstützung für einzelne Studenten. Da kann er nicht jeder Einladung nachkommen. „Generell ist es mir wichtig, dass die Serviceleistung der Hochschulnetzwerke auch nach dem Studium stimmt“, sagt Alt-Haaker. „Allerdings wünsche ich mir manchmal ein besseres Informationsmanagement. In der heutigen Zeit gibt es schließlich viele soziale Netzwerke, die man pflegen möchte.“ An einer exklusiven Veranstaltung im kleinen Kreis, etwa an einem Kaminabend mit ranghohen Politikern oder international bekannten Wissenschaftlern, nimmt er aber gerne teil.
Solche Einladungen hat er während seines Studiums an der Hertie School of Governance schätzen gelernt. An der privaten Berliner Hochschule hat er vor drei Jahren seinen Master in Public Policy abgeschlossen; als er noch Student war, hat er über das Netzwerk der Hochschule Kontakte in die Politik geknüpft. Heute ist Alt-Haaker Leiter des Bundestagsbüros eines Regierungsmitglieds. Und damit selbst ein begehrter Kontakt im Hertie-Netzwerk.
Kontakte als Karrierebeschleuniger?
Für private Hochschulen wie die politische Kaderschmiede in Berlin sind erfolgreiche Absolventen wie Alt-Haaker Gold wert. Denn wer die hohen Studiengebühren einer Privatuniversität zahlt, erwartet als Gegenleistung nicht nur beste Ausstattung, enge Kontakte zum Professor und persönliche Betreuung während des Studiums, sondern auch besonders gute Karriereaussichten nach dem Studium. „Private Hochschulen sind stärker als staatliche in der Pflicht, ihren Absolventen einen reibungslosen Übergang ins Berufsleben zu ermöglichen“, erklärt Markus Langer von der Hochschulberatung CHE Consult. „Die Hochschulen werben deshalb mit ihren Alumni-Netzwerken und preisen die Kontakte zu ehemaligen Studenten als Karrierebeschleuniger an.“ Vorbilder sind die amerikanischen Elite-Universitäten. Studenten zahlen viel Geld für einen Abschluss in Yale oder Harvard - dafür ist aber auch die anschließende Karriere gesichert. Für diesen Service zeigen sich die Absolventen auch nach dem Studium erkenntlich: Spenden ehemaliger Studenten sind eine der wichtigsten Einnahmequellen dieser Hochschulen.
Im Gegensatz zu den traditionsreichen amerikanischen Hochschulen ist das Netzwerk vieler junger deutscher Privathochschulen allerdings noch recht klein, und ihre Spendenkonten sind bei weitem nicht so gut gefüllt. „Im Gegensatz zu den amerikanischen Universitäten spielen Spenden der Alumni für unsere Finanzierung keine so große Rolle“, sagt Helmut Anheier, Leiter der Hertie School. „Trotzdem ist ein Alumni-Netzwerk für eine private Hochschule in Deutschland ein Muss. Die engen Kontakte zu Ehemaligen helfen uns vor allem dabei, neue Studenten zu rekrutieren und unsere Hochschule bekannter zu machen.“ Das Alumni-Netzwerk bietet Studenten zum Beispiel eine Datenbank mit Stellenangeboten und Karriere-Mentoren aus dem Kreis früherer Absolventen. Über einen Praktikumsfonds können ehemalige Studenten ihre Nachfolger während der Praxis-Phasen des Studiums finanziell unterstützen. „Für uns ist entscheidend, dass sich die Studenten vom ersten Semester an und auch später im Berufsleben mit der Hochschule identifizieren“, sagt Anheier. Diesen Prozess der Identifikation anzustoßen, verpassten viele deutsche Hochschulen. „Vor allem die großen Hochschulen mit mehreren zehntausend Studenten tun sich damit schwer.“