World Press Photo 2008 : Krieg den Hütten, Boni den Palästen
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Bild: REUTERS
Die besten Pressefotos des vergangenen Jahres sind gewählt worden. Das Siegerbild zeigt die Folgen der amerikanischen Kreditkrise für die Hausbesitzer: Während sich die einen nach erfolglosen Spekulationsgeschäften an einem Bonus erfreuen, bekommen die anderen Besuch von der Polizei.
Das Bild passt in die Zeit. Was es zeigt, erschließt sich erst auf den zweiten Blick - welche Folgen nämlich die Finanzkrise für diejenigen hat, denen zum Ende des Jahres nicht ein Bonus für erfolglose Spekulationsgeschäfte ins Haus steht, für die der Staat eintreten muss, sondern die Zwangsräumung der eigenen vier Wände und schließlich ein Besuch der Polizei.

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Der Fotograf Anthony Suau hat die Aufnahme für das Magazin „Time“ im März des vergangenen Jahres in Cleveland, im amerikanischen Bundesstaat Ohio, gemacht. Sie zeigt den Polizeibeamten Robert Kole, der mit vorgehaltener Waffe nicht nach Tätern sucht, sondern sich davon überzeugt, dass die Bewohner eines zwangsgeräumten und schon verwüsteten Hauses ihr Domizil tatsächlich verlassen haben. Nun ist Suaus Bild zum Pressefoto des Jahres gewählt worden.
Krisen und Konflikte dominieren
Die Vorsitzende der Jury, Mary Anne Golon, verweist auf die doppelte Botschaft des Fotos. Es erscheine als klassisches Konfliktfoto, in Wahrheit gehe es um die Zwangsräumung eines Hauses. „Es ist, als ob der Krieg im klassischen Sinn in die Häuser von Menschen kommt, die ihre Hypothekenzinsen nicht mehr bezahlen können.“
Der angesehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. In zwanzig Kategorien hat die Jury die besten Pressebilder bestimmt, 63 Reporter aus 27 Ländern wurden ausgezeichnet, 490 Fotografen hatten Bilder eingereicht. Auf ihnen finden sich Momente des Jahres 2008 mit Verweiskraft - Bilder von Erdbebenopfern in China, Zyklonüberlebenden in Burma, Flüchtlingen in Georgien, Stammesfehden in Kenia, Touristen in Auschwitz, den Wunderläufern aus Jamaika bei den Olympischen Spielen, Barack und Michelle Obama im Wahlkampf. Krisen und Konflikte dominieren die Auswahl, der größten Krise widmet sich das Siegerbild. Die „World Press Photos“ sind vom 4. Mai bis 28. Juni in Amsterdams Oude Kerk und danach in mehr als 100 Städten zu sehen.