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Work-Life-Balance : Ständige Erreichbarkeit belastet Partnerschaft

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Viele arbeiten freiwillig in der Freizeit: Die Beziehung kann das trotzdem belasten. Bild: Picture-Alliance

Viele Beschäftigte sind auch in ihrer Freizeit erreichbar. Das belastet. Wenn nicht die Betroffenen selbst, dann zumindest die Partnerschaft, sagt eine Studie.

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          Schnell die Mails checken, einen Anruf des Chefs entgegennehmen oder nochmal über eine Präsentation des Kollgen schauen – Erreichbarkeit auch nach Feierabend ist für viele normal. Das ist belastend, vor allem wenn die Betroffenen Druck verspüren, außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar sein zu müssen. Beziehungen belastet es aber auch dann, wenn sie die Arbeit nach Feierabend als unproblematisch empfinden.

          Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Yvonne Lott, Forscherin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Ausgewertet wurden dafür die Daten von 790 Paaren, die 2016 beide berufstäig waren, aus dem Beziehungs- und Familienpanel Pairfam. Das Ergebnis: Selbst wenn sich der Betroffene nur wenig eingeschränkt fühlt, hat es Einfluss auf die Zufriedenheit des Partners.

          Die wandelnde Arbeitwelt verlangt immer häufiger Erreichbarkeit über die Arbeitszeiten hinaus: Führungspersonen oder einfache Arbeitnehmer sind besonders oft am Feierabend erreichbar: 36 Prozent der leitenden Angestellen und sogar 38 Prozent der einfachen Arbeitnehmer beantworten in ihrer Freizeit Anrufe oder Mails. Häufig geschieht das freiwillig, aber längst nicht immer. Ungefähr jeder Fünfte fühlt sich dazu verpflichtet oder muss auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein.

          Unterschiedliche Wahrnehmung

          Wie viel Stress diese zusätzliche Arbeit macht, wird sehr unterschiedlich wahrgenommen und hängt auch mit dem Gründen für die Mehrarbeit zusammen. Dem Partner oder der Partnerin hingegen ist vollkommen egal, warum der andere in der Freizeit arbeitet. Allein die Tatsache, dass er es tut, senkt das Wohlbefinden um einen halben Punkt auf einer Skala von 0 bis 10, die die Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Job und Privatleben angibt. Laut Lott ist das ein deutliches Indiz dafür, dass mobile Arbeit in der Freizeit Partnerschaften belasten könne.

          Besonders unzufrieden sind diejenigen, die das Gefühl haben, in der Freizeit arbeiten zu müssen. Der Zufriedenheitsdurschnitt der Befragten lag in dieser Gruppe bei 5,08. Im Gegensatz dazu liegt er bei Arbeitern, die in ihrer Freizeit grundsätzlich keinen Kontakt zum Unternehmen haben, bei 6,25. Mehr als ein Punkt auf der Skala ist laut Lott ein signifikanter Wert. „Das Gefühl, nie ganz abschalten zu dürfen, stellt also eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität dar“, erklärt sie. Der Eindruck fehlender Autonomie und Kontrolle könne bei ihnen die Unzufriedenheit mit der Work-Life-Balance verstärken.

          Bei denjenigen, die sich zwar in der Freizeit mit dem Beruf beschäftigen, aber nicht das Gefühl haben, das tun zu müssen, liegt der Wert mit 6,11 deutlich höher. Für die freiwillig Arbeitenden stellt der Kontakt mit Arbeit also kaum ein Problem dar. Das werde laut Lott auch als „interessierte Selbstgefährdung“ bezeichnet. Die Betroffenen hätten vor allem ihren beruflichen Erfolg im Blick, merkten dabei aber nicht oder ignorierten, dass ihr Arbeitsverhalten belastend für die Gesundheit sein könne.

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