Wie ein DDR-Geheimsender die Reformbewegung bekämpfte
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Demonstrierende Arbeiter und Studenten in Prag rufen «Holt sie runter», als sie an einem Gebäude eine sowjetische Flagge ausmachen, die anlässlich des 51. Jahrestages der russischen Revolution gehisst wurde. Bild: dpa
Mit dem geheimen Sender „Moldau“ versuchte das DDR-Regime, die politischen Reformbewegungen im Nachbarland zu stoppen. Er zählte zu den am besten gehüteten Geheimnissen.
Der „Prager Frühling“ zählt zu den bedeutendsten politischen Ereignissen in Europa nach 1945. Der letztlich gescheiterte Versuch, die stalinistischen Strukturen des alten kommunistischen Systems durch eine moderne Zivilgesellschaft zu überwinden, entwickelte sich innerhalb weniger Monate zu einer existentiellen Krise des gesamten Ostblocks. Die politischen Führer der UdSSR, der DDR, Polens, Ungarns und Bulgariens befürchteten eine Ausbreitung der Reformbewegung über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus und letztlich den Zusammenbruch des sowjetischen Sozialismusmodells. Zudem sahen sie die Sicherheitsinteressen ihres Verteidigungsbündnisses gefährdet. Diese Einschätzungen führten zur größten militärischen Operation auf europäischem Boden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in der Nacht zum 21. August 1968 endete für viele in Ost und West der Traum von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“.
Besonders aufmerksam wurden in der DDR die politischen Entwicklungen im sozialistischen Nachbarland verfolgt. Ein Erfolg der Reformbewegung um den charismatischen Politiker Alexander Dubček hätte womöglich zu einer Öffnung der Tschechoslowakei zum Westen geführt und das SED-Regime unter Walter Ulbricht erschüttern können. In der Bevölkerung gab es 1968 viel Sympathie für das Modell einer liberaleren Form des Sozialismus. Mehr Demokratie, pluralistische Strukturen, eine freie Presse – das wünschten sich auch viel Ostdeutsche.
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