Katholische Kirche : Amerikanische Diözese meldet wegen Missbrauchs-Klagen Insolvenz an
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Bischof Ronald Gainer steht dem Bistum Harrisburg vor. Die Diözese musste Insolvenz anmelden, weil sie Millionenbeträge für die Entschädigung von Missbrauchsopfern zahlen muss. Bild: AP
Eine Gesetzesänderung in Pennsylvania ermöglicht es den Opfern von sexuellem Missbrauch, auch Jahre nach der Tat noch zu klagen. Ein Bistum musste darum nun Konkurs anmelden – es kann die Entschädigungen nicht zahlen.
Als erste Diözese des amerikanischen Bundesstaates Pennsylvania meldet das Bistum Harrisburg Konkurs an. Der Schritt sei ein verantwortungsvoller Weg, damit die Diözese geistlich und wohltätig alles weiterhin tun könne, was sie bisher tue, so der Anwalt der Diözese, Matthew Haverstick.
Hintergrund des Konkursverfahrens ist ein kürzlich ergangenes Urteil eines Berufungsgerichts, das es Opfern ermöglicht, die Diözesen des Bundesstaates wegen sexuellen Missbrauchs durch Priester in der Vergangenheit zu verklagen. Das hatte die Gesetzgebung Pennsylvanias bis dahin nicht vorgesehen. Verjährungsfristen verhinderten bis vor kurzem Opfern das Recht auf Entschädigung.
Für die Diözese Harrisburg habe das Urteil des Berufungsgerichts mehrere neue Klagen zur Konsequenz gehabt, erklärte Haverstick. Jede einzelne Klage hätte „katastrophale Folgen“ für die Diözese nach sich gezogen.
Neue Gesetze, mehr Zeit für die Klage
Andere Bundesstaaten haben die Gesetze geändert und Zeitfenster für Missbrauchsklagen geöffnet, darunter New York und New Jersey. In dieser Woche hatten die amerikanischen Pfadfinder („Boy Scouts of America“) Gläubigerschutz angemeldet. Sie sehen sich aufgrund der erweiterten Zeitfenster mit tausenden Klagen konfrontiert.
Pennsylvania löste 2018 landesweite Schlagzeilen aus, als ein Grand-Jury-Bericht zu dem Ergebnis kam, dass in den sechs Diözesen des Bundesstaates mehr als 300 Priester über 1000 Kinder in den zurückliegenden Jahrzehnten sexuell missbraucht hatten. Staatsanwälte in fast allen Bundesstaaten hatten daraufhin nach belastenden Dokumenten in zahlreichen Diözesen gesucht.
Das Konkursverfahren hat zur Folge, dass alle anhängigen Opferklagen eingefroren werden und die Entschädigungen aus der Konkursmasse bedient werden, die dann geringer ausfallen. Die Diözese Harrisburg hat nach eigenen Angaben vom August vergangenen Jahres bereits zwölf Millionen Dollar an Entschädigungen an mehr als 100 Missbrauchsopfer gezahlt.
Seit 2004 haben 20 US-Diözesen Insolvenzschutz laut „BishopAccountability“ beantragt. Die Organisation dokumentiert Missbrauchsfälle der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten. Vor Harrisburg ging im September 2018 die Diözese Rochester im Bundesstaat New York in Konkurs.