Zahlreiche Waldbrände : Südeuropa glüht in „historischer“ Hitze
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Rauch steigt aus dem Dannunziana Reservat, einem Pinienwald nahe der italienischen Stadt Pescara. Bild: EPA
Die Hitze im Süden Europas bleibt noch mehrere Tage. In Griechenland machen die hohen Temperaturen dem Energiesystem zu schaffen. Die „historische Hitzewelle“ führt auch in Italien, der Türkei und Frankreich zu Bränden.
Die Hitzewelle hat den Süden Europas und die Türkei weiter im Griff – teilweise mit verheerenden Bränden. Für Griechenland rechnete das Wetteramt in Athen mit Temperaturen um die 44 Grad mindestens bis zum nächsten Wochenende. Am Montag und Dienstag könnte es sogar bis zu 47 Grad geben. Die glühende Hitze macht vielen Menschen zu schaffen und stellt auch die Leistung des Energiesystems des Landes auf die Probe. Aus diesem Grund sind alle Techniker in Alarmbereitschaft versetzt worden. Dies teilte am Sonntagabend der griechische Energieminister Kostas Skrekas mit. An heißen Tagen steigt der Energiebedarf von Klimaanlagen deutlich. Wenn sie auf Hochtouren laufen, können sie das Energienetz zusätzlich belasten.
Alle vorhandenen Energiewerke seien an das nationale Energiesystem angeschlossen worden, hieß es. Der Zivildienst warnte abermals, die Brandgefahr bleibe wegen der Dürre hoch. Die Feuerwehr hatte am Sonntag einen Großbrand auf der Halbinsel Peloponnes unter massivem Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern unter Kontrolle gebracht. Auch auf der Urlaubinsel Rhodos konnten die Feuer eingedämmt werden. Hotels und andere touristische Anlagen waren nicht betroffen, wie der Zivilschutz in Athen am Montag mitteilte.
Fast alle Meteorologen sprechen bereits von einer „historischen Hitzewelle“ und vergleichen die Dauer und die hohen Temperaturen mit denen im Jahr 1987. Damals waren in Griechenland nach mehreren Tagen mit Werten über 40 Grad Schätzungen nach mehr als 4000 Menschen ums Leben gekommen. Einige Meteorologen befürchten sogar, die Thermometer könnten in den kommenden Tagen einen Rekord in Europa zeigen. 1977 waren in Athen und der rund 30 Kilometer westlich liegenden Stadt Elefsina 48 Grad Celsius gemessen worden. Das ist die bislang höchste in Europa gemessene Temperatur.
Ärzte sagen, dass die Lage gefährlich ist, da die Temperatur auch nachts nicht unter 30 Grad fällt. So könne sich der Körper nach mehreren Tagen der Qual unter der Hitze nicht erholen. Auch Klimaanlagen hätten Begleiterscheinungen: Zahlreiche Menschen haben bereits Hals- und Kopfschmerzen wegen der Luft der Klimaanlagen, die rund um die Uhr laufen. Mediziner raten, auf Alkohol zu verzichten, Wasser zu trinken und nur fettarme Nahrung zu sich zu nehmen. Man solle sich um die Kinder und älteren Menschen kümmern, hieß es, Hitzeschlag sei möglich. Dies gelte auch für Touristen, die sich mit der extremen Hitze nicht auskennen. Wann diese Hitze nachlassen wird, ist unklar. Einige Meteorologen gehen davon aus, die gefährliche Situation könnte bis zu zwei Wochen andauern.
„Das größte Problem ist der heiße Wind“
In Italien war am Wochenende besonders die Urlaubsinsel Sizilien von Bränden betroffen. Vor allem im Osten um die Stadt Catania richteten die Flammen schwere Zerstörungen an, auch in Ferienanlagen an Stränden. Italiens Regierungschef Mario Draghi unterschrieb am Sonntag ein Dekret und gab damit den Weg frei, dass weitere Feuerwehr-Trupps aus anderen Regionen nach Sizilien zur Hilfe entsandt werden konnten. Für Montag senkte die Zivilschutzbehörde das Brandrisiko in vielen Gegenden Siziliens. Für die gesamte Insel galt die mittlere Warnstufe. Zuvor war unter anderem der Osten in die rote und höchste Brandrisikozone eingeteilt. Die Temperaturen lagen dort zuletzt um die 40 Grad Celsius. Am Montag dürften sie wieder deutlich über 30 Grad Celsius liegen. Trockenheit und starke Winde sorgten gepaart mit der Hitze dafür, dass sich die Flammen schnell ausbreiten konnten.
Davor war der Westen der Ferieninsel Sardinien stark von Bränden betroffen. Dort loderten Flammen auch in Touristengegenden. Die Zivilschutzbehörde des Eilands sagte für Montag nur noch ein mittleres Brandrisiko für ganz Sardinien voraus. Weitere Buschfeuer lodern auf dem Festland in Süditalien.
In Pescara an der italienischen Adria-Küste wurden mindestens fünf Menschen verletzt und 800 Personen, darunter auch Touristen, aus dem Gebiet gebracht. In einem Pinienwald nahe des Strandes brannte es. An mehreren Fronten soll das Feuer bei Pescara weiterhin wüten. „Das größte Problem ist der heiße Wind“, sagte der Bürgermeister von Pescara, Carlo Masci.
Auch in der Türkei dauert die Hitzewelle an. In den von Bränden betroffenen Provinzen Antalya und Mugla wird in den kommenden Tagen mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius gerechnet. In der Ferienregion Bodrum werden zudem Winde von bis zu 30 Kilometer pro Stunde erwartet. Der Wind behindert seit Tagen die Löscharbeiten und sorgt dafür, dass Brände sich schnell ausbreiten und schon gelöscht geglaubte Feuer wieder entflammen. Der Bürgermeister von Bodrum hatte die Einwohner am Sonntag deshalb dazu aufgerufen, Wache zu halten und wieder aufflammende kleinere Feuer mit Wasser zu löschen.
In Südfrankreich haben die Präfekturen der beiden Départements Var und Alpes-Maritimes den Zutritt zu zehn Bergmassiven aufgrund der Brandgefahr verboten, berichtete am Montag der französische Sender France Info. Demnach bleibe die Feuergefahr „sehr hoch“. Zwei kleinere Feuer waren am Sonntag ausgebrochen. Zuletzt gab es auch aus Spanien Berichte über Waldbrände.