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La Palma : Der Vulkan gibt nicht auf – jetzt kocht das Meerwasser

Thermischer Schock: Dampfwolken steigen auf, als die Lava in den Atlantik stürzt. Dadurch können schädliche Gase entstehen. Bild: dpa

Auf La Palma hat der Lavastrom das Meer erreicht. Bislang hat sich die Luftqualität noch nicht verschlechtert. Trotzdem wurde die Gegend weiträumig abgesperrt. Die Lava wird auch unter Wasser Verwüstungen anrichten.

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          Zehn Tage brauchte die Lava auf La ­Palma für ihren zerstörerischen Weg ans Meer. Zwischen der Playa Nueva und dem Strand von Los Guirres an der Westküste hat der siedend heiße Strom in der Nacht zum Mittwoch den Atlantik erreicht. Erst bildete sich eine 50 Meter hohe Pyramide. Der Berg aus gut 1000 Grad heißer Lava wuchs, bis sie den ­steilen Abhang in den Atlantik hinabstürzte. Inzwischen lassen die Massen ein Delta an der Küste entstehen – mit jedem Ausbruch wird die Insel, die selbst vulkanischen Ursprungs ist, ein wenig größer.

          Hans-Christian Rößler
          Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid.

          Das Meereswasser kocht, eine große weiße Dampfwolken steigt auf. Wissenschaftler sprechen von einem „thermischen Schock“. Bis zum Nachmittag beobachteten sie jedoch keine Aus­wirkungen auf die Luftqualität. Denn es können gesundheitsschädliche Gase ­entstehen, wenn glühende Lava auf das etwa 20 Grad warme salzhaltige Meerwasser trifft. Aus diesem Grund hatten Sicherheitskräfte die Gegend schon seit Tagen abgeriegelt. Zuletzt weiteten sie die Sperrzone dann um mehrere Kilo­meter bis an den Hafen von Tazacorte aus, der jedoch nicht unmittelbar ­betroffen war. Auch die Küstengewässer sind für den Schiffsverkehr gesperrt. ­Insgesamt mussten fast 6000 Menschen ihre Häuser verlassen, seit die Eruptionen am vorletzten Sonntag begannen.

          Der Vulkan, der immer noch keinen Namen hat, ist noch nicht müde. Zwei Monate könnte er noch weiter aktiv bleiben. Unterhalb des ersten Schlots hat sich eine zweite Öffnung aufgetan, die zwar weniger Gestein und Asche ausstößt, deren Lava aber flüssiger ist und schneller fließt. Eine zweite Zunge bewegt sich ­weiter nördlich auf die Küste zu.

          Bananenplantagen zerstört

          Die Verwüstungen wachsen von Tag zu Tag. Etwa 50 Millionen Kubikmeter Lava haben mehr als 600 Gebäude zerstört und bedecken eine Fläche von 260 Hektar, die für viele Jahrzehnte nicht mehr nutzbar sein wird. Dazu gehören die Bananenplantagen. Allein in der vergangenen Woche konnten nach Angaben der kanarischen Regionalregierung wegen des Vulkanausbruchs mehr als eine Million Tonnen der kleinen und besonders aromatischen Bananen nicht geerntet werden. Auch der Ascheregen und ­Schäden am Bewässerungsnetz bereiten den Bauern immer größere Probleme.

          Die Menschen kommen kaum noch auf ihre Felder und zu ihren Häusern. Nun ist auch die Küstenstraße betroffen. Damit sind die wichtigsten Verbindungen von Los Llanos de Aridane, dem bevölkerungsreichsten Ort der Insel, in den Süden in Richtung Fuencaliente blockiert. In dem von der Lava überfluteten Gebiet stehen zudem viele Ferienhäuser, wo auf La Palma ein Großteil der Urlauber ­unterkommt.

          Sie haben mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen. So musste der Flughafen zeitweise wegen des Ascheregens schließen, es blieben nur die ­Fähren. Immer wieder werden Flüge gestrichen. An der Westküste drohen nun die Fischer ihren Lebensunterhalt zu verlieren. Denn zunächst wird die Lava auch unter Wasser Verwüstungen anrichten. „Aber in etwa zwei oder drei Jahren wird ein viel reicheres und produktiveres marines Ökosystem entstehen“, sagte der Forscher Eugenio Fraile in einem Fernsehinterview. Doch diese Erholung komme wohl zu spät für die Fischer.

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