Wir sollten mehr über das Wetter reden
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In der hoch technisierten Welt denken Menschen gern, das Wetter könne ihnen nichts anhaben. Das aber ist ein Trugschluss. Bild: dpa
Ob Starkregen, Gewitter oder Hitze: Wir brauchen dringend mehr Risikokompetenz, fordern Meteorologen. Denn selbst nachvollziehbare Reaktionen auf eine Katastrophe entpuppten sich mitunter als fatal.
In der Woche bevor die Flutkatastrophe in Westdeutschland mindestens 170 Menschen das Leben kostete, war ich in den Alpen wandern. Unser Bergführer stammte aus Tirol, ein erfahrener Mann von schwer zu schätzendem Alter. Sein Gesicht war das, was gern als wettergegerbt bezeichnet wird, eine Mischung aus Falten und Färbung, die mit frischer Luft und Gesundheit, aber auch mit Bodenständigkeit und Arbeit in Verbindung gebracht wird. Wenn er nachmittags vor dem Aufstieg zur nächsten Hütte unsere Rucksäcke in eine Materialseilbahn wuchtete, ließ er uns die Wasserflaschen in einen leichten Beutel packen. Und die Regenjacke. Immer. Sein Blick ging dann gen Himmel: Faserige Wolkenfetzen. Tuffs und Türme, weiß wie Eischnee. Fahle Suppe im Tal. Einen Grund für ein etwaiges Nachmittagsgewitter sah er in jedem Fall. Nass wurden wir nahezu nie.
Ich habe nie darüber nachgedacht, dass das Wetter eine existenzielle Dimension besitzt. Ich mag es, wenn die Sonne scheint, weil die Mischung aus Wärme und Licht auf der Nasenspitze gute Laune bringt. Wenn es regnet, tröste ich mich, das sei gut für die Natur. Dem Klopfen der Tropfen, dem Rauschen der Wasserfäden zu lauschen hat etwas Beruhigendes. Plane ich einen Ausflug, checke ich vorher die Wetter-App. Und natürlich ärgere ich mich über verregnete Ferien oder diese dummen Perioden, in denen es immer ausgerechnet zum Wochenende bewölkt und kühler zu werden scheint, während ich doch zu gerne im Garten faulenzen würde.
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