Sturm „Elliott“ in den USA : Stromausfälle, mehrere Todesopfer und Nationalgarde im Einsatz
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In der Stadt Buffalo im US-Bundesstaat New York stapft am Heiligabend eine Frau durch den Schnee. Bild: EPA/Jalen Wright
Weiße Weihnacht in der Extremversion: Der arktische Sturm „Elliott“ hat Teile der USA weiter mit Temperaturen bis zu Minus 40 Grad im Griff. Mehr als 20 Menschen starben, im Staat New York rückt die Nationalgarde aus.
In weiten Teilen der USA wird das Weihnachtsfest von den Auswirkungen eines heftigen Wintersturms überschattet. Die Zahl der Todesopfer stieg weiter an. US-Medien berichteten am Sonntag, durch den Wintersturm seien deutlich mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Sender NBC berichtete unter Berufung auf eine eigene Zählung von sogar 41 Todesopfern, der Sender ABC von mindestens 39. Rettungskräfte und Behördenvertreter rechneten mit einer weiter steigenden Zahl an Opfern.
Die kälteste Temperatur wurde in der Nacht zum Sonntag mit minus 33,9 Grad Celsius im Bundesstaat North Dakota westlich der Großen Seen gemessen.
In Erie County im Bundesstaat New York kamen am Samstag mindestens drei Menschen ums Leben, wie der Verantwortliche aus dem Bezirk, Marc Poloncarz, auf Twitter bestätigte. Bei zwei von ihnen seien die Rettungsdienste nicht rechtzeitig eingetroffen, hieß es in der „New York Times“. Grund dafür sei der starke Schneefall gewesen. Nicht einmal Schneepflüge hätten die Straßen noch räumen können, hieß es.
Im Bundesstaat Michigan war am Freitagmorgen eine 82 Jahre alte Frau tot vor einer Einrichtung für betreutes Wohnen aufgefunden worden. Ein Schneepflugfahrer, der den Parkplatz der Einrichtung räumte, entdeckte die Frau im Schnee, wie NBC unter Berufung auf die örtliche Polizei berichtete. Sie starb später im Krankenhaus. Wetterbedingte Todesfälle gingen aber in den meisten Fällen auf Verkehrsunfälle auf spiegelglatten oder verschneiten Straßen zurück.
Mehr als 200 Millionen Menschen haben Unwetterwarnungen erhalten
Das Zentrum des Sturms habe sich zwar Richtung Norden verlagert und befinde sich nun über dem Osten Kanadas, schrieb der US-Wetterdienst auf Twitter. Die Region um die Großen Seen („Great Lakes“) im Nordosten der USA bleibe weiterhin stark betroffen.
Der Wintersturm hält die USA seit dem Vorweihnachtstag in Atem. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Zunächst waren vor allem der Norden und der mittlere Westen des Landes betroffen. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus.
Die Rettungsdienste in Erie County waren nach Angaben von Marc Poloncarz zeitweise überlastet. Er rief dazu auf, nur in den „kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen“ den Notruf zu wählen, um die Leitungen frei zu halten. Am Samstag hätten Rettungskräfte per Telefon bei der Geburt eines Kindes geholfen, schrieb die „New York Times“. Bei Einbruch der Dunkelheit seien am Heiligabend noch immer Menschen aus ihren Autos gerettet worden, hieß es weiter. Einige von ihnen seien bereits seit Freitag dort eingeschlossen gewesen.
Mehr als 170.000 Haushalte waren nach Angaben der Webseite PowerOutage am frühen Sonntagmorgen ohne Strom. In New York City riefen Stromversorger die Menschen dazu auf, Energie zu sparen. Heizungen sollten so wenig wie möglich aufgedreht, Geräte wie Geschirrspülmaschinen oder Wäschetrockner möglichst nicht verwendet werden, hieß es in einer Mitteilung des Betreibers Con Edison. Diese Maßnahmen trügen dazu bei, eine ausreichende Versorgung mit Erdgas für den Rest des Wochenendes sicherzustellen.
Verkehrsminister gibt vorsichtige Entwarnung
Millionen Reisende saßen auf dem Weg zu ihren Familien an Flughäfen fest, darunter in Atlanta, Chicago, Denver, Detroit und New York. Der Wintersturm hatte nach Angaben der Webseite Flightaware bereits am Samstag zur Streichung von 2300 US-Flügen und zur Verspätung von 5300 weiteren Flügen geführt.
US-Verkehrsminister Pete Buttigieg schrieb jedoch am Samstag im Onlinedienst Twitter, dass „die extremsten Störungen hinter uns liegen, da sich der Betrieb der Fluggesellschaften und Flughäfen allmählich erholt“.
Der US-Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien „extrem gefährlich und zeitweise unmöglich“, hieß es.
US-Medien sahen unter Berufung auf Wetterexperten mancherorts die Voraussetzungen eines sogenannten „Bombenzyklons“ erfüllt: Das ist ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt, und der die Wucht des Sturms verstärkt.