Klimawandel in Spanien : Gierige Flammen schon im März
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Ein Flugzeug wirft Wasser über dem Waldbrand in Pina de Montalgrao im Osten Spaniens ab. Bild: Reuters
Immer früher setzen in Spanien hohe Temperaturen und Waldbrände ein. Droht im Sommer der Wassernotstand?
Seit Donnerstag wüten die Flammen. Obwohl mehr als 700 Feuerwehrleute und 18 Löschflugzeuge im Einsatz sind, war der erste große Waldbrand in Spanien aber auch am Sonntag noch nicht unter Kontrolle. Das Feuer breitete sich zwar nicht mehr weiter aus, aber bei hohen Temperaturen setzte ein starker Westwind ein. Der Brand verwüstete schon 4000 Hektar und ein kleines Dorf in den Provinzen von Castellón und Teruel im Osten des Landes. Bis zu 1800 Einwohner mussten zeitweise ihre Häuser verlassen. Auch in Asturien und Kantabrien im Norden brachen mehrere kleinere Waldbrände aus. Für diese Woche sagt der staatliche Wetterdienst Aemet Temperaturen wie im Juni voraus, die ein weiteres Mal auf mehr als 30 Grad steigen könnten.
„Der März ist noch nicht einmal vorüber“, schrieb am Sonntag die spanische Umweltministerin Teresa Ribera im Kurznachrichtendienst Twitter und verlieh damit der Sorge Ausdruck, dass die hohen Temperaturen und jetzt auch die Waldbrände immer früher einsetzten. Dabei war schon 2022 das bisher schlimmste Jahr. Es verbrannten fast 310.000 Hektar Waldmasse - viermal so viel wie im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. Bis zu 400 Millionen Euro kostet jedes Jahr die Brandbekämpfung. Sie wird immer mehr zur Sisyphos-Arbeit, denn mehr als die Hälfte des spanischen Territoriums bewaldet ist, ein großer Teil davon im Landesinnern, wo kaum noch jemand lebt und sich um die Wälder kümmert, wie der Forstexperte Ferran Dalmau betont: Sie verwilderten und seien zugleich vom zunehmenden Wassermangel gestresst.
Als „gierig“ und ungewöhnlich heftig wurde auch der jüngste Brand beschrieben, den offenbar Arbeiter unabsichtlich verursacht hatten. Für den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez stellt das Feuer eine „sehr ernste Warnung“ vor der Bedrohung durch den Klimawandel für ein Land wie Spanien darstellt. Laut dem Wetterdienst Aemet reichten die Niederschläge während des Winters in großen Teilen des Winters nicht aus: „Seit Dezember 2023 befinden wir uns in einer langfristigen Dürreperiode.“
Sie betrifft besonders Katalonien, wo schon seit 30 Monaten zu wenig regnet. Der Wasserstand des Sau-Stausees, der Barcelona versorgt, liegt inzwischen bei weniger als zehn Prozent. In den Pyrenäen schneit es weniger, sodass die sie als natürlicher Wasserspeicher weniger beitragen. Die Behörden haben den Wasserverbrauch in 224 Orten eingeschränkt. Wenn es im April und Mai nicht noch einmal kräftig regnet, müsste für die gesamte Region Ende August oder Anfang September der Wassernotstand ausgerufen werden, befürchten Experten. Das bekämen dann auch die Touristen an der Costa Brava und in Barcelona zu spüren, die den Wasserverbrauch weiter in die Höhe schnellen lassen. In Katalonien vergleichen einige Politiker die Wasserkrise schon mit der Covid-Pandemie. Wenn nicht schnell gehandelt werde, könnte sie „ähnlich oder sogar noch schädlicher für die gesamte Gesellschaft werden“, kommentiert die Zeitung „La Vanguardia“.