Nach Abbruch von Kiesgrube : Razzia gegen Tagebaubetreiber wegen Flutkatastrophe in Erftstadt
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Ein Foto von der Bezirksregierung Köln zeigt Mitte Juli die Überschwemmungen in Erftstadt-Blessem. Bild: dpa
Mehr als 140 Einsatzkräfte durchsuchten am Dienstag zahlreiche Objekte von Verantwortlichen für eine Kiesgrube in Erftstadt. Mitte Juli war es dort in Folge der Flutkatastrophe zu einem Abbruch gekommen – womöglich fehlte ein Schutzwall.
Im Zusammenhang mit dem verheerenden Abbruch einer Kiesgrube in Erftstadt während der Flutkatastrophe im vergangenen Juli ist die Polizei mit einer Razzia unter anderem gegen einen Tagebaubetreiber vorgegangen. Ermittelt werde wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Überschwemmung durch Unterlassen, der Baugefährdung sowie Verstoßes gegen das Bundesberggesetz, erklärte die Staatsanwaltschaft Köln am Dienstag. Bei dem Unglück waren zahlreiche Häuser im Ortsteil Blessem nahe der Kiesgrube unterspült worden und eingestürzt.
Laut Staatsanwaltschaft durchsuchten mehr als 140 Polizistinnen und Polizisten mehr als 20 Büro- und Wohnanschriften in Nordrhein-Westfalen sowie ein Objekt in Thüringen. Nach bisherigen Stand der Ermittlungen bestehe der Verdacht, dass sich am Südrand des sogenannten Altbereich der Kiesgrube kein den behördlichen Bestimmungen entsprechender Hochwasserschutzwall befunden habe. Zudem seien die Böschungen „unzulässig steil“ gewesen.
Beide Aspekte könnten die Ursache dafür sein, dass am 15. und 16. Juli große Wassermassen in die Kiesgrube eindrangen. Eine sogenannte rückschreitende Erosion habe dann dazu geführt, dass der Ortsteil Blessem unterspült wurde und mehrere Wohnhäuser einstürzten.
Ermittelt wird gegen Eigentümer, Verpächter und Aufsichtsbehörde
Die Ermittlungen richten sich den Angaben zufolge gegen den Eigentümer und Verpächter des Tagesbaus, fünf Beschuldigte der Betreibergesellschaft mit Sitz in Bergheim sowie vier Beschuldigte der Bezirksregierung Arnsberg. Diese sei nach dem Bundesberggesetz die zuständige Aufsichtsbehörde.
Die Durchsuchungen fanden laut Staatsanwaltschaft insbesondere in Bergheim, Erftstadt, Köln und Dortmund statt. Um ermittlungsrelevante Unterlagen zu beschlagnahmen, würden auch unverdächtige Beratungs- und Tiefbauunternehmen sowie etwa Vermessungsbüros durchsucht.
Erftstadt wurde vom Unwetter im Juli besonders schwer getroffen. Die über die Ufer getretene Erft verursachte heftige Überschwemmungen. Bei Erdrutschen stürzten mehrere mehrere Häuser und Teile einer historischen Burg ein. Die Kölner Bezirksregierung berichtete zunächst von mehreren Toten im Ortsteil Blessem, Opfer wurden in den eingestürzten Häusern jedoch nicht gefunden.
Starke Regenfälle hatten Mitte Juli katastrophale Überschwemmungen an Flüssen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Viele Gemeinden, insbesondere im rheinland-pfälzischen Ahrtal, wurden verwüstet. In Rheinland-Pfalz kamen im Zusammenhang mit dem Hochwasser 134 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen gab es 48 Tote.