Andrang auf Lampedusa : Mindestens 27 Migranten im Mittelmeer ertrunken
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Allein in den vergangenen vier Tagen hatten die tunesischen Behörden etwa 80 Boote an der Überfahrt nach Italien gehindert. (Archivbild) Bild: dpa
Rund 4500 Migranten kamen allein am Wochenende auf Lampedusa an. Grund ist eine Ausreisewelle aus Tunesien, vor dessen Küste ein Boot kenterte.
Die von der italienischen Regierung befürchtete Ausreisewelle aus Tunesien hat begonnen. Allein auf der Insel Lampedusa kamen am Wochenende binnen 48 Stunden rund 4500 Migranten in kleinen Booten an. Von den 49 Booten hatten nach Auskunft der Migranten 44 von der tunesischen Hafenstadt Sfax abgelegt und konnten die rund 190 Kilometer bis zur südlichsten italienischen Insel im Mittelmeer aus eigener Kraft zurücklegen. Nur ein Boot sei aus Libyen gekommen, der bis vor Kurzem bevorzugten Durchgangsstation von Migranten auf dem Weg von Nordafrika nach Europa. Die tunesische Küstenwache teilte mit, sie habe seit Donnerstag 79 Boote mit insgesamt rund 3000 Personen an Bord abgefangen und zurück an die Küste gebracht.
Die tunesische Menschenrechtsgruppe „Forum für wirtschaftliche und soziale Rechte“ (FTDES) berichtete, 19 Personen aus dem südlichen Afrika seien ertrunken, nachdem ihr Boot vor der Küste Tunesiens gekentert sei. Fünf Menschen hätten von der tunesischen Küstenwache gerettet werden können. Italienische Medien berichteten, Patrouillenboote der italienischen Küstenwache hätten neben Dutzenden Geretteten auch acht Leichen nach Lampedusa gebracht. Die deutsche Hilfsorganisation „Sea-Watch“ berichtete, allein am Freitag seien im zentralen Mittelmeer 17 Flüchtlingsboote in Seenot gesichtet worden. Das Rettungsschiff Louise Michel brachte zwei dieser Boote mit insgesamt 116 Menschen an Bord im Schlepptau nach Lampedusa, bevor es am Samstagabend von den italienischen Behörden festgesetzt wurde. Das Schicksal der Schiffbrüchigen auf den 15 anderen Booten sei ungeklärt.
Das Aufnahmezentrum auf Lampedusa ist nach italienischen Medienberichten mit mehr als 1800 Personen völlig überfüllt. Nach Angaben des Innenministeriums wurden seit Jahresbeginn mehr als 21.100 Ankünfte von Migranten in Italien registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es 6500 gewesen.