Lombok nach Erdbeben : Und wieder die Angst vor einem Tsunami
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Auf Lombok folgt dem ersten schweren Beben ein noch heftigeres. Tausende sind obdachlos, die Touristen wollen nur noch weg. Eindrücke von einer Insel, die ins Mark getroffen wurde.
Der Flughafen in Lombok erinnert am Montagabend mehr an eine Notunterkunft als an einen Verkehrsknotenpunkt. Gestrandete Touristen haben ihre Lager aufgeschlagen. Decken, Handtücher und der blanke Fußboden dienen als Unterlage. Bei vielen ist das Trauma des vergangenen Abends zu spüren, als sie plötzlich von gewaltigen Erschütterungen überrascht worden waren. Aber auch Erleichterung. „Es war erst das zweite Mal in meinem Leben, dass ich Todesangst verspürt habe. Das erste Mal war bei einem Raubüberfall“, sagt die Studentin Lou Demmler aus Frankfurt, die wie die anderen die Nacht am Flughafen verbringen wollte. Sie hat Glück, weil sie für den nächsten Tag einen Flug nach Jakarta bekommen hat.

Politischer Korrespondent für Südostasien.
Die meisten ausländischen Touristen wollen nur noch weg von der Insel. Vor den Schaltern der Fluggesellschaften haben sich lange Schlangen gebildet. Der Holländer Bauke van Schaik war erst am Tag des Erdbebens auf der Ferieninsel eingetroffen. Doch die Villa, die er für sich und seine Familie gemietet hatte, wurde vom Erdbeben verwüstet: die Fenster zerborsten, die Decken eingestürzt. Das war noch besser als bei den Häuschen der Einheimischen, die größtenteils vollständig zerstört seien. Nun hat der 45 Jahre alte Koch in aller Eile einen Flug nach Borneo gebucht.
Einig sind sich alle, dass das Schlimmste die Angst vor einem Tsunami gewesen sei, der dann aber ausblieb. Dafür zeigte sich am Montag das Ausmaß der Zerstörung auf der Insel. Mindestens 142 Menschen sind ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Der Katastrophenschutz befürchtet, dass die Zahlen noch steigen werden. Ob auch Urlauber unter den Opfern sind, ist noch unklar. „Die Rettungsteams haben noch nicht alle Regionen von Lombok erreicht, vor allem noch nicht die besonders stark getroffenen“, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzes, Sutopo Purwo Nugroho. Mit Militärflugzeugen und Hubschraubern versuchten die Retter, Arzneimittel, Zelte und andere Hilfsgüter zu verteilen.
Doppelt gestraft
Die indonesische Insel Lombok ist mit dem Erdbeben vom Sonntag doppelt gestraft. Binnen einer Woche wurde sie ein zweites Mal von schweren Erschütterungen heimgesucht. Eine Woche zuvor waren mindestens 16 Personen ums Leben gekommen. Am Sonntag hat es die Insel noch stärker getroffen. Nach einer Herabstufung durch die amerikanische Geologiebehörde USGS hatte das Beben die Stärke 6,9. Zuvor war von 7,0 die Rede gewesen. Auch die Tiefe des Hypozentrums wurde auf 31 Kilometer nach unten korrigiert. Das Epizentrum lag demnach drei Kilometer von Loloan entfernt im Norden von Lombok. Der Süden und Westen, wo sich viele Ausländer aufhalten, soll weniger stark betroffen sein als die Hauptstadt Mataram. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin gibt es bisher keine Erkenntnisse, dass Deutsche ums Leben gekommen oder schwer verletzt worden sind.
Es war etwa eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang, als das Erdbeben auf Lombok die Menschen in Angst und Schrecken versetzte. Anwohner in Mataram berichteten am Telefon, dass sich in vielen Gebäuden starke Risse gebildet hatten. Viele Menschen versuchten, sich ins Freie zu retten. Doch ein Gefühl der Sicherheit stellte sich nicht ein. 130 teils schwere Nachbeben sowie die Angst vor einem Tsunami hielten die Menschen wach. „Die Menschen gerieten in Panik ... besonders wegen der Tsunami-Warnung“, sagte Sutopo Purwo Nugroho.