
Hochwasser : Fallende Wasserstände im Raum Hildesheim
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Feuerwehrleute sichern den Deich bei Hockeln mit Sandsäcken Bild: AP
Im Raum Hildesheim ist die Gefahr einer Flutkatastrophe vorerst gebannt. Doch noch können die Bewohner nicht aufatmen: Wenn die durchweichten Dämme brechen, müssten die Menschen ihre Häuser verlassen.
Die Wasserstände im Raum Hildesheim sind in der Nacht zu Montag leicht gefallen. Wie ein Sprecher der Einsatzstelle sagte, liege der Wasserstand in Salzdetfurth bei 6,63 Metern und damit drei Zentimeter niedriger als noch Stunden zuvor.
Am frühen Montagmorgen waren rund 450 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk damit beschäftigt, die Bahnstrecke beim Ortsteil Hockeln zu sichern. Taucher brachten Folien an Deichen an, um sie zu befestigen.
Bewohner wollen Häuser nicht verlassen
Die Bewohner des Ortes Hockeln haben trotz der Überflutungen ihre Häuser nicht verlassen. Evakuierungen sind auch nicht geplant. Am späten Sonntagabend wurden die Anwohner tiefer gelegener Häuser zwar aufgefordert, sich in eine Turnhalle im Ort zu begeben. Wie ein Sprecher des Einsatzstabes am frühen Montagmorgen mitteilte, wollten die Bewohner jedoch in ihren Häuser bleiben.
Der Ortsteil von Bad Salzdetfurth ist zudem auf einigen Zufahrtstraßen mit normalen Autos nicht zu erreichen. Am Sonntagnachmittag wurde im Kreis Hildesheim nach mehreren Dammbrüchen der Katastrophenfall ausgerufen.
Dämme könnten zusammenbrechen
Im Ort Holle, der einen historischen Höchststand der Innerste von 6,75 Metern am Sonntagnachmittag erreicht hat, scheint sich die Lage zu beruhigen. Einsatzkräfte sprechen inzwischen von einer „stabilen Lage“. Auch hier zeigten sich leicht fallende Wasserstände. Einsatzkräfte fürchteten jedoch, dass die durchgeweichten Dämme zusammen brechen könnten. „Je länger das Wasser darauf lastet, desto kritischer wird es“, sagte ein Sprecher.
Wie ein Sprecher des Bürgermeisters mitteilte, soll der Pegelstand der Innerste nun 6,58 Meter betragen. Das liege unter anderem an den Dammbrüchen in Hockeln. Etwa 320 Feuerwehrleute sind unterwegs, um das Wasser abzupumpen. Die normale Süd-Nord-Verbindung des Ortes sei unpassierbar, hieß es. Die Grundschule in Holle soll am Montag geschlossen bleiben. Im übrigen Landkreis Hildesheim sollen die Erziehungsberechtigten entscheiden, ob die Kinder die Schule besuchen. Evakuierungen sind auch in Holle zur Zeit nicht geplant.
Flutwelle kam aus dem Harz
Die Flutwelle kam aus der überfüllten Talsperre des Flüsschens im Harz, wo in den vergangenen zwei Tagen so viel Regen niedergegangen war wie sonst in zwei Monaten nicht. Die Talsperren im Harz waren am Sonntag randvoll gefüllt; die Innerste-Talsperre lief sogar über. Dort floss deutlich mehr Wasser hinein, als abgelassen werden konnte. „Wir haben sehr, sehr viel Wasser im Harz“, sagte Feuerwehr-Sprecher Sämann. Im Kreis Goslar konnten viele Straßen nicht befahren werden.
Auch in Hessen, Thüringen, Schleswig-Holstein und Hamburg waren hunderte Feuerwehrleute im Einsatz, um vollgelaufene Keller leerzupumpen und Straßen zu sichern. Spitzenreiter bei den Niederschlagswerten war Annarode im Südharz. Dort wurden nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia innerhalb von 24 Stunden 83 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. In Ilsenburg im Ostharz waren es 79 Liter.