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Hilfe für Türkei und Syrien : „Die Rettungskräfte müssen sich auf einen Aftershock vorbereiten“

  • -Aktualisiert am

Helfer eines ISAR-Teams sind im türkischen Hatay im Einsatz Bild: Reuters

Die katastrophalen Erdbeben in der Türkei und Syrien mobilisieren auch viele Helfer in Deutschland. Doch die Lage ist noch unübersichtlich, und die Transportwege sind kompliziert.

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          Am Flughafen Köln/Bonn verrät an diesem Mittwochmittag wenig, wie fieberhaft viele Helfer nach freien Flügen in die Nähe des Erdbebengebiets suchen. Vereinzelt sitzen Männer in Anzügen beim Kaffee neben ihren kleinen Businesskoffern. Nur die Rettungsuniformen des Technischen Hilfswerks (THW) deuten darauf hin, das hier nicht nur Ge­schäftsleute und Touristen unterwegs sind. 50 Einsatzkräfte und vier Rettungshunde entsendet das THW am Dienstagnachmittag in die Türkei.

          Die Einsatzkräfte gehören der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) an, die auf die Ortung und Rettung von verschütteten Menschen spezialisiert ist. Hunderte, wenn nicht Tausende sollen noch un­ter den Trümmern liegen, eisige Temperaturen schmälern ihre Überlebens­chancen zusätzlich. „Wir alle sind noch zutiefst erschüttert von den Bildern, die uns gestern früh erreicht haben”, sagt THW-Präsident Gerd Friedsam.

          Neben dem THW hat auch die auf Bergung spezialisierte Hilfsorganisation ISAR ein Team entsandt. Sie ist erfahren darin, möglichst schnell in Krisengebiete zu ge­langen – auch wenn, wie im Moment, viele Wege verstopft sind. Wie auch das THW hat ISAR einen eigenen Flieger gechartert, von Köln/Bonn nach Gaziantep. 42 Hundeführer, Techniker, Berger und Ärzte, sieben Spürhunde und circa 13 Tonnen Ausrüstung sind schon am frühen Dienstagmorgen in der Türkei gelandet und auf den Weg in die Mittelmeerstadt Kirikhan. „Dort soll bisher kaum Hilfe angekommen sein. Gleichzeitig sind die Schäden sehr groß“, sagt ein Sprecher von ISAR. Mindestens zehn Tage werden die 42 Helfer vor Ort bleiben.

          „Minx spürt, dass wir aufgeregt sind“

          Die Rettungshunde von THW und ISAR sind auf „lebenden, menschlichen Ge­ruch“ spezialisiert. Wenn ein Hund an­schlage, messe man mit optischen und akustischen Ortungsgeräten nach, um da­nach die Bergung einzuleiten, erklärt Hundeführer Stephan Heinz. THW-Präsident Friedsam geht davon aus, dass für das THW noch weitere Einsätze im Erdbebengebiet folgen. Man bereite sich außerdem auf andere Hilfeleistungen vor, etwa bei der Trinkwasserversorgung oder Wiederherstellung der Stromversorgung.

          Das Beben überlebt: Gerettetes Kind in Hatay
          Das Beben überlebt: Gerettetes Kind in Hatay : Bild: EPA

          Das THW-Team hat viel Erfahrung mit Einsätzen dieser Art, zuletzt war es nach der Explosion in Beirut im Libanon. Nervös ist man trotzdem, „das gehört dazu“, sagt Heinz, der mit seiner Hündin Minx in die Türkei reisen wird und unter anderem schon in Fukushima geholfen hat. „Minx spürt natürlich, dass wir aufgeregt sind. Wir fangen das im Team wieder auf“, so Heinz. Die Gefahr der Nachbeben besteht weiterhin, das ist natürlich auch für die Helfer riskant. Heinz’ Einsatzleiter sagt: „Für die Rettungskräfte vor Ort bedeutet es, dass sie sich auf einen Aftershock vorbereiten müssen.“ Das Team reist mit ei­ner Camp-Ausstattung und kann sich so komplett selbst versorgen.

          Nur wenige Organisationen haben sich direkt mit so einem großen Team wie das THW auf den Weg in das Katastrophen­gebiet gemacht. Die Lage ist noch zu un­übersichtlich, die Transportwege so kompliziert, dass es bislang kaum möglich ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Um das zu ändern, haben der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und die Johanniter zu­nächst nur ihre erfahrensten Leute in die Region geschickt. Die Gruppen bestehen aus drei bis vier Spezialisten mit viel Auslandserfahrung. Diese sogenannten As­sess­ment-Teams sollen erstmal herausfinden, was wo am dringendsten gebraucht wird, bevor sich die restlichen Einsatzkräfte, Ärzte und Logistiker aus Deutschland wahrscheinlich gegen Ende der Woche auf den Weg machen.

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