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Erdbeben in Türkei und Syrien : EU-Kommission sagt weitere 6,5 Millionen Euro Soforthilfe zu

  • Aktualisiert am

Eine Luftaufnahme zeigt Rettungskräfte und Zivilisten bei der Suche nach Überlebenden in den Trümmern der von den Erdbeben zerstörten Gebäude im türkischen Adiyaman. Bild: dpa

Die Zahl der Todesopfer in der Türkei und Syrien steigt weiter. Am Mittwochabend waren es bereits mehr als 11.700. Die EU-Kommission hat beiden Ländern weitere Unterstützung zugesagt.

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          Zwei Tagen den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien haben die Behörden abermals neue Todeszahlen genannt – mehr als 11.700 Menschen kamen nunmehr bei der Katastrophe ums Leben. Allein in der Türkei seien 9057 Menschen gestorben, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch im Erdbebengebiet Hatay. Knapp 53.000 Menschen seien verletzt worden. Mehr als 6400 Häuser seien eingestürzt.

          Aus Syrien wurden zuletzt 2662 Tote gemeldet. Hunderttausende Menschen mussten nach Regierungsangaben ihre Häuser verlassen. 298.000 Syrer seien betroffen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf die Regierung am Mittwoch. Das Land habe 180 Notunterkünfte eröffnet. Die staatlichen Angaben beziehen sich in der Regel nur auf die Opfer in den von der Regierung kontrollierten Gebieten. Wie viele Menschen in den von Rebellen gehaltenen Regionen Syriens ihre Häuser verlassen mussten, war am Mittwoch noch unklar.

          Inzwischen konnte eine beschädigte Straße zwischen den beiden Ländern so weit repariert worden, dass Hilfsgüter befördert werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) könne so die Opfer in Nordsyrien mit Notfallmaterial aus einem Lager in der Türkei versorgen, sagte der WHO-Vertreter in der Türkei, Batir Berdiklischew, am Mittwoch per Videolink an die Zentrale in Genf. Zudem seien zwei Frachtmaschinen mit WHO-Material startbereit, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die erste sollte am Donnerstag, die zweite am Freitag in Damaskus eintreffen. In Syrien waren Klagen laut geworden, dass zwar viel Hilfe in der Türkei, aber wenig in Syrien eintrifft.

          EU-Kommission sagt Unterstützung zu

          Derweil hat die EU-Kommission der Türkei und Syrien weitere Unterstützung zugesagt. Syrien erhalte zunächst 3,5 Millionen Euro Soforthilfe, die Türkei bekomme drei Millionen Euro, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Den Angaben zufolge handelt es sich um eine der größten Hilfsaktionen jemals im Rahmen des Katastrophenschutzmechanismus. Syrien hatte erst am Mittwochmorgen Hilfe bei der EU beantragt.

          Außerdem plant die EU  für Anfang März eine Geberkonferenz, um internationale Hilfe zu mobilisieren. Das kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch an. Die beiden Länder „können auf die EU zählen“, schrieb sie im Onlinedienst Twitter. "Wir befinden uns in einem Rennen gegen die Zeit, um zusammen Leben zu retten", fügte von der Leyen hinzu.

          Zerstörung nach dem Erdbeben im syrischen Jindires
          Zerstörung nach dem Erdbeben im syrischen Jindires : Bild: dpa

          In der Türkei helfen bereits etwa 1500 Retterinnen und Retter aus 20 EU-Ländern sowie aus Albanien, Montenegro und Serbien, wie der für das EU-Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarcic sagte. Die Türkei habe die EU außerdem um Sachspenden für die Unterbringung von Menschen gebeten. Deutschland, Litauen und Slowenien haben laut EU-Kommission bereits Decken, Zelte und Heizgeräte zur Verfügung gestellt. Nach Angaben der Behörde wird Lenarcic die betroffenen Gebiete in der Türkei am Donnerstag besuchen.

          Erdogan im Krisengebiet

          Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist am Mittwoch in den Erdbebengebieten im Südosten des Landes angekommen. Er sei in der Provinz Kahramanmaras und auf dem Weg zu einer für die Erdbebenopfer errichteten Zeltstadt, teilte das Präsidialamt am Mittwoch mit. Erdogan wollte auch die Provinz Hatay besuchen. Beide Gebiete sind stark von den Beben getroffen und haben Tausende Tote zu verzeichnen. Vielerorts klagen Betroffene über fehlende oder nur schleppende Hilfe bei der Bergung Verschütteter.

          Aus Istanbul und der Küstenmetropole Izmir machten sich unterdessen zwei mit Geräten beladene Schiffe auf den Weg ins Erdbebengebiet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Sie hätten unter anderem schweres Gerät wie Kräne geladen. Ein Sprecher der halbstaatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines teilte unterdessen mit, man habe seit Dienstag fast 50.000 Menschen mit Evakuierungsflügen aus dem Erdbebengebiet gebracht.

          Derweil räumte Erdogan zwei Tage nach den schweren Erdbeben Probleme bei den Hilfsmaßnahmen ein. Es habe einige Schwierigkeiten bei der ersten Krisenreaktion gegeben, sagt Erdogan bei seinem Besuch im Katastrophengebiet. Es habe Probleme mit den Straßen und Flughäfen gegeben, dies alles werde aber von Tag zu Tag besser. Nun seien die Abläufe wieder normal, sagt Erdogan angesichts von Klagen aus der Bevölkerung über mangelnde Hilfsressourcen und eine zu langsame Reaktion der Behörden. Den Opfern sagte der türkische Präsident finanzielle Hilfe zu. Betroffene Familien erhielten jeweils 10.000 Türkische Lira (rund 500 Euro) Soforthilfe, versprach Erdogan.

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