18 Verletzte : Hornissen attackieren Wanderer
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Gefürchtete Insekten: Bei einem Gemeindefest bei Karlsruhe haben Hornissen 18 Menschen verletzt. (Symbolbild) Bild: dpa
Bei einem Gemeindefest bei Karlsruhe haben Hornissen 18 Menschen attackiert. Ein Großteil der Verletzten musste im Krankenhaus behandelt werden – der Bereich wurde abgesperrt.
Als Thomas Lauber etwa zwei Stunden nach den Hornissen-Angriffen die Unfallstelle erreichte, waren die knapp 600 Tiere noch in heller Aufregung. „Die haben uns direkt angegriffen und flogen vor die Windschutzscheibe“, berichtet der ehrenamtliche Hornissen-Fachmann des Naturschutzamtes Karlsruhe. Aus dem Einsatzwagen sei er darum gar nicht ausgestiegen.
Am frühen Sonntagnachmittag hatte der Schwarm an einem Feldweg in Weingarten bei Karlsruhe nach und nach 18 Wanderer attackiert, wie Andreas Groß-Lany vom örtlichen Rettungsdienst berichtet. Abseits der Unfallstelle wurden die Verletzten behandelt. 13 von ihnen kamen ins Krankenhaus. Rund 100 Einsatzkräfte rückten Groß-Lany zufolge an. Der Feldweg war eine Route des Weingartener Weinwandertages, bei dem Besucher von Weinstand zu Weinstand spazieren.
Warum die gestreiften Bewohner eines ausgehöhlten Kirschbaums am Wegesrand so aggressiv waren, ist unklar. „Da muss irgendwas gewesen sein“, sagt Thomas Lauber. Hornissen seien friedlich, solange man ihnen nicht zu nahe komme. Er empfiehlt, etwa drei Meter Abstand zu halten. Groß sei die Gefahr aber nicht. „Das Gift der Hornissen ist nicht giftiger als das der Wespe oder Biene“, sagt Lauber. Allerdings seien die Schmerzen stärker, weil der dreieinhalb Millimeter lange Stachel eine tiefere Hautschicht erreiche. „Ein gesunder Mensch braucht fast 1000 Stiche, damit er an den Rand einer Gesundheitsgefährdung kommt.“
Bei Allergien und Stichen in Mund und Rachen kann hingegen schon eine Hornisse reichen, um einen Menschen in Lebensgefahr zu bringen. Schätzungsweise zwei bis fünf Prozent der Deutschen reagieren allergisch auf Hornissen. In Weingarten seien acht Betroffene Allergiker gewesen, sagt der leitende Notarzt, Sebastian Friese. Die allergische Reaktion führe dazu, dass der Blutdruck in den Keller rausche. Mitunter könne es auch zu Atemnot kommen. Zwei Patienten habe es „durchaus ernsthaft“ getroffen. Die übrigen seien eher leicht verletzt gewesen. Kinder kamen nicht zu Schaden.
Eine Absperrung und Warnschilder sollen nun verhindern, dass weitere Personen den aufgebrachten Hornissen begegnen. Bald würden sich die Tiere beruhigen. Ohnehin stirbt das Hornissenvolk in den ersten kalten Oktober-Nächten. Allein die Jungkönigin wird andernorts überwintern – und nicht ins Nest zurückkehren. Einige Zeit bevor es mit einem Hornissenvolk zu Ende geht, erreicht es zwischen Mitte August und Mitte September seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 bis 700 Tiere zählen; das Nest ist rund 60 Zentimeter hoch. Im aktuellen Fall dürfte der Schwarm nach Angaben von Hornissen-Fachmann Lauber auch deswegen so groß gewesen sein, weil er im Weinberg viel Nahrung fand.