Überschwemmung in Australien : La Niña
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Katastrophen, wohin man blickt? Zum Glück lassen sich die Australier weder von Fatalismus noch um Alarmismus aus der Ruhe bringen Bild: dpa
Queensland ist im Ausnahmezustand - doch schlägt hier keine mythische Urgewalt zu. Die Kräfte, die das Wetter im pazifischen Raum beherrschen, sind ansatzweise erforscht.
Die Überschwemmungen in Australien stehen besonders im Blickpunkt, weil das Wetter in diesen Monaten an vielen Stellen zuschlägt. Der frühe Wintereinbruch in Europa, die Schneestürme in den Vereinigten Staaten, das Hochwasser in Deutschland und nun auch noch Flutwellen ungeahnten Ausmaßes, welche die Millionenstadt Brisbane bedrohen: Katastrophen, wohin man blickt.
Um das Interesse der fernen Zuschauer wach zu halten, werden sie gar noch größer gemacht. So wird nun ständig behauptet, in Australien sei eine Fläche von Deutschland und Frankreich zusammengenommen überflutet - was grob übertrieben ist. Zum Glück, kann man da nur sagen, lassen sich die Australier, die ein pragmatisches Verhältnis zur Wirklichkeit haben, bei der Katastrophenbewältigung so wenig von Fatalismus wie von Alarmismus aus der Ruhe bringen.
Queensland ist im Ausnahmezustand. Aber das heißt nicht, dass hier eine mythische Urgewalt zuschlägt. Denn die Kräfte sind ansatzweise wissenschaftlich erforscht. Alle paar Jahre zum Beispiel dreht sich im pazifischen Raum das Wetter, El Niño macht die Passatwinde schwächer, in Südamerika schüttet es, und in Australien herrscht Trockenheit - so kamen die vielen heißen Sommer in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf dem Kontinent zustande.
Die Temperatur des Pazifiks sinkt
Mal lässt es El Niño im Winter besonders stark regnen, mal vernichten schwere Buschbrände Tausende Hektar. Mit seiner Schwester La Niña, die jetzt zuschlägt, ist es nicht viel besser. Die Temperatur des Pazifiks sinkt, feucht-warme Luft treibt in den Osten Australiens, und die Leute, die sich bisher im semi-ariden Klima sonnten, bekommen plötzlich binnen vier Wochen 500 Liter Regen pro Quadratmeter ab.
Schon jetzt machen manche Forscher den Klimawandel als Verstärker des uralten Wetterphänomens namhaft. Aber selbst wenn es sich um die stärkste La-Niña-Phase seit 1917 handelt - mit dem Klimawandel muss es schon deshalb nichts zu tun haben, weil La Niña offenbar schon 1917 so stark war. Nicht einmal komplexe meteorologische Modellrechnungen können nachverfolgen, wie die wegen des Kohlendioxidausstoßes erhöhten Temperaturen die Anomalien am Pazifischen Ozean verstärken. Deshalb sollte man die Zusammenhänge nicht sofort bestreiten, aber eben auch keine Kausalitäten herstellen, wo keine sein müssen. Heiße Luft hilft dem Klima nämlich nicht.