Umbenennung des Martinsfestes : Sonne, Mond und Sterne
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„Ich gehe mit meiner Laterne“: Kinder in Bad Homburg haben nicht das Martins-, sondern das „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ gefeiert Bild: dpa
Eine Kindertagesstätte hat das Martinsfest in „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ umbenannt und das laut eines Zeitungsartikels mit politischer Korrektheit begründet. Die Empörung war derart groß, dass die Polizei mit den Kindern lief.
Ein Reiter im langen Mantel war nicht gekommen. Dafür aber eine Reihe von Ordnungshütern in Uniform und zivil. Mit Polizeibegleitung zogen die Kinder der Bad Homburger Kindertagesstätte Leimenkaut am Donnerstagabend singend durch die Straßen und stellten sich anschließend ans Martinsfeuer, so wie jedes Jahr.
Dieses Mal aber hatte die „Taunus-Zeitung“ zuvor berichtet, dass die Kita kein Martinsfest mehr feiere, sondern ein „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“. Ein Blog, der die politische Unkorrektheit schon im Namen führt, griff den Bericht und die angebliche Begründung auf, der Name sei „politisch korrekter“ als eine Feier zu Ehren des christlichen Heiligen. Die Kindergartenleitung und der Sozialdezernent der Grünen, Dieter Kraft, wurden daraufhin mit Mails überflutet. Die Kritik reichte bis zur Androhung von Gewalt, weshalb die Polizei beim Laternenumzug dabei war.
Die Stadt wies vehement die Vermutung zurück, es habe eine offizielle Säkularisierungs-Anweisung gegeben, um Kinder anderer Kulturkreise nicht mit christlichen Traditionen zu belasten. Der Dezernent hatte eine putzige Erklärung: Vor 15 Jahren schon habe es eine Suppe mit Einlage in Sonne-, Mond- und Sternenform gegeben. Daraus sei in der Kita der Name „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ entstanden.
Kritik von allen Seiten
Der Autor des Zeitungsartikels bleibt allerdings dabei, die Bezeichnung sei gegenüber Eltern mit „politischer Korrektheit“ begründet worden. Tatsächlich werden auch in anderen Kindergärten, nicht nur in Bad Homburg, Anfang November Lichter- und Laternenfeste begangen, die nur den Termin mit dem Martinstag gemein haben. Und zu mancher bekannten Melodie gibt es Texte, in denen der heilige Martin nicht mehr vorkommt.
Während flächendeckende Gleichgültigkeit schwer zu greifen ist, sorgte der Einzelfall für großes Aufsehen. CDU-Landtagsabgeordnete drückten ihre Fassungslosigkeit über die Umbenennung aus, und nicht nur der Sprecher des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, lobte den Wert des Teilens und berichtete von positiven Erinnerungen an die Martinszüge seiner Kindheit. Der nordrhein-westfälische Vorsitzende der Linkspartei, Rüdiger Sagel, hatte leichtfertig geäußert, durch ein „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ fühlten sich mehr Kinder angesprochen als durch Sankt Martin. Eine Abschaffung der Martinszüge habe er aber nie gefordert, stellte er nach Kritik auch aus der eigenen Partei klar. So hat die Sternensuppe der Bad Homburger Kita zwar Ärger eingebrockt – dem heiligen Martin aber auch viele bekennende Freunde beschert.