New Yorker Polizei : Dein Freund und Schläger
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Nicht jeder in New York scheint mit der Polizei so zufrieden zu sein wie dieser Herr Bild: Twitter
Image-Kampagnen im Internet können schiefgehen, das weiß jetzt auch die Polizei von New York. Sie bat Bürger, über Twitter nette Fotos von grinsenden Ordnungshütern zu verbreiten. Doch es kam anders.
Es gehört zu den Eigenheiten der modernen Kommunikation im Internet, dass sie sich nur schwer lenken lässt. Das kann für jeden, der seine eigene Marke im Netz pflegen will, ganz großartig sein. So richtig viral kann Marketing schließlich nur im Netz werden. Wer aber etwas für sein Image tun will, sollte immer bedenken, dass die Sache auch ganz schrecklich aus dem Ruder laufen kann. Denn ob die Strategie aufgeht oder nicht, darüber entscheidet allein der Schwarm - und der ist bekanntlich unberechenbar.
So kann ein Hashtag schnell zum Bashtag werden, man denke nur an McDonald’s. Die Burger-Kette wollte 2012 auf Twitter über den Hashtag #McDStories herzerwärmende Geschichten zufriedener Kunden sammeln, provozierte damit aber Tweets von Leuten, die nach eigenen Angaben lieber ihren Durchfall essen würden, als zu McDonald’s zu gehen.
Solch lehrreicher Beispiele zum Trotz wagte sich am Dienstag die Polizei von New York an eine Twitter-Kampagne in eigener Sache. Über den Hashtag #myNYPD sollten Bürger Fotos mit New Yorker Ordnungshütern hochladen
Do you have a photo w/ a member of the NYPD? Tweet us & tag it #myNYPD. It may be featured on our Facebook. pic.twitter.com/mE2c3oSmm6
— NYPD NEWS (@NYPDnews) 22. April 2014
Was man sich davon versprach? Grinsende Bürger, die sich in Sicherheit fühlen; starke Männer, die Katzen von Bäumen retten; Mädchen die Botschaften versenden wie „I love NYPD“. Solche Sachen eben.
@NYPDnews I ♥️ NYPD... #myNYPD pic.twitter.com/j4EjGaesf9
— Mel (@yoMeliss) 23. April 2014
Freilich kam es anders. Die große Mehrheit der verbreiteten Bilder zeigte keine Freunde und auch keine Helfer, sondern, wie es die Sender der Botschaften wohl ausdrücken würden: die hässliche Fratze des Polizeistaats.
Backlash against #myNYPD social media campaign spills over into user-generated #myLAPD hashtag //t.co/m77VyfiCdb pic.twitter.com/J8ggytEdhK
— Occupy Wall Street (@OccupyWallStNYC) 23. April 2014
The images being circulated due to the failed NYPD hashtag situation make me physically ill. #LocalTerrorists #myNYPD pic.twitter.com/QygPX805fg
— Amanda Danielle (@AmandaDanie) 22. April 2014
Und wie das so ist im Internet: Ist das Ding erst einmal raus, lässt es sich nicht mehr einfangen. Der Hashtag stieg zu den meist diskutierten Themen auf Twitter in den Vereinigten Staaten auf, innerhalb eines Tages wurde das Schlagwort mehr als 78.000 Mal verwendet, große Zeitungen und Zeitschriften wie die „Washington Post“ und das „New York Magazine“ nahmen sich des Themas an. Die „Washington Post“ schrieb von einem „Troll-Fest epischer Ausmaße“. Dumm gelaufen.
!!!! #MyNYPD pic.twitter.com/gbE7pFErjJ”
— beattyful (@beattyful) 22. April 2014
Here the #NYPD engages with its community members, changing hearts and minds one baton at a time. #myNYPD pic.twitter.com/GErbiFFDvY
— Occupy Wall Street (@OccupyWallStNYC) 22. April 2014
#MyNYPD murders people in custody, and because of corruption in the system,the DA decides that charges won't be filed pic.twitter.com/nr8m09aUtP
— Dan Routhier (@Danbobjoe) 22. April 2014
Die New Yorker Polizei verlor auf ihrem Twitter-Profil @NYPDNews übrigens kein Wort darüber, dass ihre Aktion nicht die erhoffte Wirkung erzielte. Sie zeigte nur Fotos, auf denen gelächelt wurde.
“@poshwonderwoman: @NYPDnews my photo from my ride along with the boys from the 90th pct #myNYPD pic.twitter.com/6ZPk1ozT7m”
— NYPD NEWS (@NYPDnews) 22. April 2014