Gedenken in Jerusalem : Totengebet für die jüdischen Anschlagsopfer
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Bei der Trauerfeier aufgebahrt: Die Leichname der Pariser Terroropfer in Gebetsschals Bild: AFP
Tausende Menschen begleiten die Trauerfeier in Jerusalem für die jüdischen Opfer der Pariser Terrorattacken. Am Begräbnis nehmen auch Israels Präsident Rivlin und Regierungschef Netanjahu teil.
Trauer und Wut stand Reuven Rivlin ins Gesicht geschrieben. „So wollten wir Euch nicht zuhause in Israel willkommen heißen. Wir wollten, Euch lebend“, sagte der israelische Staatspräsident am Dienstagmittag auf der kleinen Bühne, auf der unter einer großen israelischen Nationalflagge mit dem Davidstern die vier Leichname, jüdischer Tradition entsprechend nur in Tücher gehüllt, aufgebahrt lagen.
Angehörige entzündeten für jedes der vier Todesopfer des Anschlags auf den koscheren Supermarkt in Paris eine Fackel. Am Morgen waren ihre Leichname zusammen mit ihren Familien in einem Flugzeug der israelischen Fluggesellschaft in Tel Aviv gelandet.
Die Trauerfeier für die vier Ermordeten auf dem Friedhof in Givat Schaul am Stadtrand von Jerusalem glich einem Staatsbegräbnis: Neben Präsident Reuven Rivlin erwiesen ihnen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Oppositionsführer Jitzhak Herzog und die beiden Oberrabbiner die letzte Ehre.
Aus Frankreich war die frühere Präsidentschaftskandidatin und heutige Umweltministerin Ségolène Royal angereist. Das israelische und das französische Fernsehen übertrugen die Gedenkfeier live. Die Polizei erwartete, dass Tausende zur folgenden Beerdigung auf dem Friedhof kommen werden, auf dem schon die vier jüdischen Todesopfer des Massakers in der jüdischen Schule in Toulouse im März 2012 ihre letzte Ruhe fanden.
Seitdem lassen sich immer mehr französische Juden in Israel nieder. Vor drei Jahren wanderten 2000 nach Israel aus, im Jahr darauf waren es 3400 und 2014 verdoppelte sich ihre Zahl auf 7000 – so viele wie noch nie zuvor.
Nach dem Attentat am Freitag werden in diesem Jahr mehr als 10.000 Einwanderer aus dem Land erwartet. Tief in ihrem Herzen wüssten alle Juden, dass es nur ein Land gebe, das „ihr historisches Heim ist, ein Staat, der sie immer mit offenen Armen empfangen wird“, sagte Ministerpräsident Netanjahu.
Der israelische Ministerpräsident verzichtete dieses Mal darauf, die französischen Juden zur Auswanderung nach Israel aufzurufen. Das hatten er und andere israelische Politiker am Wochenende getan. Danach waren sie in Frankreich und in Israel dafür kritisiert worden, dass sie die Angst der französischen Juden ausnutzten, um sie dazu bewegen, in großer Zahl ihr Land zu verlassen.