Erfolg für Tierschützer : Norwegen schafft alle Pelzfarmen ab
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Wie hier in Berlin forderten Tierschützer in Norwegen das Verbot von Pelz. Die norwegische Regierung reagiert jetzt mit der Abschaffung aller Pelzfarmen. Bild: dpa
Etwa 300 Pelzfarmen gibt es in Norwegen – jedes Jahr werden dort mehr als 800.000 Tiere getötet. Das soll aufhören, hat die neue Regierung in Oslo nun beschlossen. Aber noch nicht sofort.
Die neue Minderheitsregierung in Norwegen hat am Sonntag die Abschaffung aller Pelzfarmen beschlossen. Bis 2025 sollen die Farmen stillgelegt werden. Wie sich das auf den Pelzverkauf in Norwegen auswirken wird, ist bislang unklar. Laut Angabe der Tierschutzorganisation Peta gibt es in Norwegen derzeit etwa 300 Pelzfarmen, in denen jedes Jahr über 700.000 Nerze und 110.000 Füchse gezüchtet und getötet werden.
Am Wochenende stellte Norwegen vier Monate nach der Parlamentswahl seine neue bürgerlich-konservative Regierung vor: Außer der konservativen Høyre und der rechtspopulistischen Frp besteht die Minderheitsregierung aus der liberalen Partei Venstre, auf deren Drängen die Entscheidung, die Pelzfarmen innerhalb der nächsten sieben Jahre abzuschaffen, beschlossen wurde. Andrzej Pazgan, Koordinator für Osteuropa bei der Tierschutzorganisation Peta Deutschland, sagte im Interview mit FAZ.NET, dass die politische Entscheidung längst überfällig war: „Tatsächlich war diese Entscheidung schon seit einigen Jahren im Gespräch, jedoch wurde immer wieder den Beteuerungen der Pelzindustrie Glauben geschenkt, es würde sich bei den dokumentierten Betrieben lediglich um 'schwarze Schafe' handeln und das Verbesserungen möglich wären.“
Die Zustände in den Pelzfarmen sind problematisch
Seit Jahrzehnten bekämpfen norwegische Tierschutzorganisationen die Pelzproduktion in ihrem Land. Mit Videokameras dokumentierten Aktivisten die Zustände in den Betrieben: Die Aufnahmen zeigen, wie Hunger, Durst und Krankheiten viele Tiere zu Selbstverstümmelung und Kannibalismus treiben. Die norwegische Tierschutzorganisation Noah organisierte 2016 Europas größte Anti-Pelz-Protestveranstaltung in Norwegen. Gegenüber FAZ.NET betonte Siri Martinsen, Leiterin von Noah, die Rolle der Kampagne bei der Entscheidungsfindung der Politiker: „Die Veranstaltung hat natürlich dazu beigetragen, den Politikern zu zeigen, dass der Widerstand gegen Pelztierhaltung nicht verschwindet, sondern nur größer wird.“
Ihre Arbeit sehe Martinsen damit aber noch nicht getan: „Noah wird daran arbeiten, die Übergangszeit zu verkürzen, um mehr Tiere von ihrem Leid zu retten, aber wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung, die das Ende der Pelzfarmen mit Füchsen und Nerzen in Norwegen bedeutet.“
Andrzej Pazgan von Peta Deutschland hofft, dass Norwegen als Vorbildrolle für andere europäische Länder dient. Die Recherchen der Tierschutzorganisationen habe gezeigt, „dass die Zustände in den anderen skandinavischen Ländern und in allen anderen Ländern vergleichbar schlecht sind und in keinster Weise als artgerecht anzusehen sind – auch wenn die Pelzindustrie gerne etwas anderes behauptet.“
Erst vor wenigen Monaten fanden Tierrechtler auf finnischen Pelzfarmen völlig überzüchtete Silberfüchse, unter anderem einen „Monsterfuchs“ von 20 Kilogramm. In der freien Natur wiegen Silberfüchse etwa 3,5 Kilogramm. Die schwedische Regierung hatte kürzlich angekündigt, das Wohlergehen von Nerzen auf Schwedens Pelzfarmen zu untersuchen. In Deutschland hatten Bundestag und Bundesrat im Juni 2017 für verschärfte Haltungsanforderungen für Pelzfarmen gestimmt.