Spürhunde am Zoll : Die Supernasen
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Frei Schnauze: Der Labrador Uno hat einen Riecher für Schlangenleder, Korallen, Elfenbein, Pelze und alles, was sonst noch unter Artenschutz steht. Bild: Max Kesberger
Sie finden Drogen, Krokodilleder oder Bargeld: Die Spürhunde vom Zoll, die am Frankfurter Flughafen arbeiten, sind effizienter als jedes Röntgengerät. Und sie geben viele Rätsel auf.
An dem violetten Trolley bleibt Uno kurz stehen. Er schnüffelt die untere Kante des Koffers von links nach rechts ab, aufgeregt wedelt sein Schwanz. Guido Nickel zieht ihn an der kurzen Leine zum nächsten Gepäckstück. Im Trolley ist ein bisschen getrockneter Fisch, vermutet der Zöllner. Den salzigen Snack haben viele Koreaner dabei, wenn sie aus der Heimat zurück nach Deutschland fliegen. Die Einfuhr ist nicht verboten. Das weiß wohl auch Uno, bereitwillig folgt er dem Befehl von Zöllner Nickel. Der braune Labrador sucht nach Schlangenleder, Korallen, Elfenbein, Pelzen und allem, was noch unter Artenschutz steht.

Politische Korrespondentin in Berlin.
Mehr als 300 Gepäckstücke sind mit dem Flugzeug aus Korea gekommen. Jetzt stehen sie alle in Reih und Glied in einer Halle des Frankfurter Flughafens. Für den Geruchs-Check braucht Uno ungefähr zehn Minuten. Zwischen die Gepäckstücke des Flugs aus Seoul haben die Zollbeamten einen präparierten Koffer geschoben.
Uno nähert sich, der Geruch von Krokodilleder kommt ihm in die Nase, und plötzlich ist er wie verwandelt: Er bellt, fletscht die Zähne, reißt sich von der Leine los und zerrt den Koffer unter einen Metalltisch. Dort beißt er knurrend den Reißverschluss auf, vergräbt die Schnauze im Seitenfach und zieht eine lederne Handtasche heraus. Uno rennt eine Runde durch die Halle, die Handtasche zwischen den Zähnen. Mit schlackernden Ohren rennt er auf Guido Nickel zu und springt vor Freude auf die Hinterbeine. Der Zöllner greift nach der Tasche, die zwischen zwei imposanten Zahnreihen feststeckt. Ruckartig dreht Uno den Kopf nach links, den Zöllner reißt das fast um, aber er packt noch fester zu. Ein Kräftemessen zwischen Mensch und Tier. Irgendwann lockert der Hund den Biss, und Nickel kann die Tasche entreißen.
Jeder Hund hat sein Spezialgebiet
Seit halb vier ist Uno auf den Beinen, um halb fünf begann die Schicht. Auch die Schäferhündin Sarah ist heute dabei. Ihr Spezialgebiet sind Drogen. Aki, ein beigefarbener Malinois, hat ebenfalls Dienst. Sie ist für Bargeld zuständig. Aki ist ein passiver Spürhund, das heißt, ihre Herangehensweise ist anders als die von Uno. Wenn sie die Tiefdruckfarbe von Geldscheinen in der Nase hat, erstarrt sie auf der Stelle, die Schnauze regungslos auf das verdächtige Objekt gerichtet. Erst auf das Schnipsen des Zöllners löst sie sich aus der Pose. Vorteil: Das Gepäckstück bleibt heil. Und anders als Uno kann Aki auch im Passagierbereich schnüffeln, ohne aufzufallen.
Die Hunde sind schneller und effizienter als jedes Röntgengerät. Der Mensch kann da noch viel weniger mithalten. Das Auge kann Kokain in Kaugummis nicht erkennen, ebenso wenig wie Rauschgift, das mit rotem Kerzenwachs vermischt oder in den Stoff einer Jeansjacke eingewaschen ist. Eine Totalkontrolle aller Reisenden ist nicht möglich. 596 Millionen Passagiere sind im vergangenen Jahr in Frankfurt angekommen. Die Zöllner dürfen nicht den Flugverkehr lahmlegen. Der Kompromiss heißt: risikoorientierter Ansatz. Die Hundeführer von Uno, Sarah und Aki haben sich besonders verdächtige Flüge rausgesucht. Die Zöllner wollen unberechenbar bleiben.